Fürstin Elsa verteidigt die Auftragsvergabe der Anbeterinnen des Kostbaren Blutes beim Klosterneubau


Schreiben von Fürstin Elsa an Regierungschef Josef Hoop [1]

11.2.1935, Jagdhaus Thalhof am Semmering

Lieber, hochverehrter Herr Regierungschef – eben erhalte ich diesen Brief mit Beilagen vom Bischof von Chur [Laurenz Matthias Vincenz]. [2] Aber da wurde doch sehr viel in Liechtenstein bestellt! Ihre grosse Gerechtigkeit und Güte kennend, kann ich nur denken, dass Sie, lieber Herr Regierungschef, nicht richtig informiert wurden. Wenn die Angaben stimmen, hat wohl da irgend jemand den Schwestern unwohlwollend gesinnter falsche Mitteilungen gemacht, um Unfrieden zu stiften. Dass die Schwestern etwas in der Schweiz bestellt haben (verschwindend wenig, gegen Liechtenstein) kann ich jetzt auch nicht unrecht finden, wenn man bedenkt, dass fast das ganze gespendete Geld aus der Schweiz kommt. Ich vermute auch, dass es den Schwestern durch den Bischof nahe gelegt wurde. Nicht wahr, lieber Herr Regierungschef, Sie werden mit grosser Energie hindern, dass die Schwestern angefeindet werden! Am Ende haben dieselben sehr grosse Ideale, und wenn der Bau fertig wird und wirklich die Schulen zu Stande kommen, wäre es doch auch für das Land ein grosser Vorteil. Es ist sicher keine leichte Aufgabe, die sich die Schwestern gestellt haben, dass sie Arbeiten, die nicht so gemacht wurden, wie sie bestellt waren, getadelt haben, ist doch auch begreiflich. Nun geht meine Bitte dahin, dass Sie, nach genauer Prüfung des wahren Sachverhaltes, dem Bischof Bericht erstatten. Ich habe ihm auch geantwortet, ebenso wie der Mutter Oberin [Paulina Schneeberger], und meinem Bedauern Ausdruck verliehen, dass Sie, lieber Herr Regierungschef, offenbar falsch informiert worden sind. Es erscheint doch wohl ausgeschlossen, dass die angeführten Ziffern nicht stimmen? Gut wäre es auch, den Lieferanten nahe zu legen, dass sie trachten sollen ihre Offerte so zu machen, dass die Schwestern keine billigeren vom Auslande bekommen. Bei einem Institut, dass doch nur auf Spenden von Wohltätern angewiesen ist, machen z.B. über 1000 Franken sicher einen erheblichen Unterschied.

Ungemein gefreut hat es uns, dass die Austellung kein nennenswertes Defizit hatte, da können Sie wohl stolz sein, sicher in dieser Zeit etwas einzig dastehendes!

Mit vielen, herzlichsten und wärmsten Grüssen, für Sie und die liebe Frau Mily [Emilie] –

In treuer Freundschaft – Ihre aufrichtige

Briefe und Beilagen, brauche ich natürlich nicht zurück.

______________

[1] LI LA RF 152/117/015.
[2] Der Bischof von Chur sandte der Fürstin ein Schreiben von Oberin Paulina Schneeberger vom 4.2.1935 (LI LA RF 152/117/012a), zu dem er ein Begleitschreiben (LI LA RF 152/117/013a-b) verfasst hatte. Diese Schreiben samt Beilagen legte die Fürstin ihrem Schreiben an die Regierung wieder bei.