Das "Liechtensteiner Volksblatt" berichtet über den Frauentag an der Landesausstellung

Artikel im "Liechtensteiner Volksblatt" [1]

11.10.1934

1. Liechtensteinischer Frauentag

Letzten Montag [2] fand der erste liechtensteinische Frauentag als Fachtag der liechtensteinischen Landesausstellung statt. Aus allen Gemeinden des Landes waren Frauen und Mädchen in einer Anzahl erschienen, dass die Turnhalle bis auf den letzten Stehplatz gefüllt war. Als erste Referentin sprach Frl. Agnes von Segesser von Luzern über die Bedeutung der Frau in Haus und Landwirtschaft, und richtete Worte der Aufmunterung an die anwesenden Zuhörerinnen. Wir werden den Vortrag in nächster Zeit zum Abdrucke bringen. [3] Schwester Maria Martina [Kapferer] von Vaduz sprach über Erziehungsfragen. [4] Beide Referate fanden herzlichen Beifall. In anderthalbstündiger Kinovorstellung zeigte die auf der Landesschau ausstellende Firma Henkel & Co. die Vorteile ihrer Produkte. Als nächster Redner sprach Dr. [Otto] Schädler von Vaduz über gesundheitliche Fragen, streifte die Sterblichkeit und die häufigsten Ursachen derselben im Lande. Als letzter Referent behandelte Dr. Klöti von Zürich die Bekämpfung der Obstbau- und Gartenschädlinge.

Die Tagung, die wie eingangs erwähnt, einem ausserordentlich starken Interesse seitens der liechtensteinischen Frauenwelt begegnete, nahm einen recht schönen und anregenden Verlauf. Als gewissenhafter Berichterstatter muss ich unserer Männerwelt noch mitteilen, dass von den unsern Frauen eine Diskussion nicht geführt wurde, die zeigten sich redemüde. Hingegen sollen die Frauen in ihren friedliebenden Herzen beschlossen haben, beim nächsten Frauentag an den Herrn Regierungschef [Josef Hoop] eine Interpellation um Bereitstellung eines Znüni einzukommen. Dem Herrn Regierungschef möchten wir raten, dieser Interpellation wegen Gefährdung des liechtensteinischen Status quo gütigst Folge geben zu wollen. Zur Information müssen wir nämlich anfügen, dass Regierungschef Dr. Hoop als Regierungsvertreter anwesend war.