Der Balzner Vorsteher verwendet sich für Arbeiter, die wegen Teilnahme an einer Demonstration beim Kanalbau entlassen wurden


Schreiben der Gemeindevorstehung Balzers, gez. Vorsteher Basil Vogt, an die Regierung [1]

15.1.1932, Balzers

Es erscheinen bei der Ortsvorstehung einige Arbeiter, welche angeben, am 11.d.M. bei der Regierung demonstriert zu haben, um soviel Lohn zu erreichen, wie im Unterland bezahlt werde und auch, dass mehr Leute beschäftigt werden sollten. [2] Also mit dem Grundsatz "Einer für Alle und Alle für einen", aber keineswegs mit dem Gedanken, irgend jemanden Schwierigkeiten machen zu wollen, was ja das ruhige Verhalten der Demonstranten beweise.

Anstatt aber das eine oder andere zu erreichen, wurden alle, welche in Arbeit standen und demonstriert hatten, kurzerhand entlassen.

Die Sache wurde sodann im Gemeinderat besprochen und kam zu dem Resultat: Es sei die Regierung zu ersuchen, da es gerade die notdürftigsten Arbeiter treffe, diese wieder einzustellen, da es ja ein unüberlegtes Handeln gewesen sei und es vielleicht einfacher gewesen wäre, wenn die Regierung gesagt hätte, wie es die Meister bei solchen Sachen auch machen: "Wer um diesen Lohn nicht arbeiten will, soll daheim bleiben."

Die Arbeiter sind gewiss nicht zu beneiden, denn wenn einem Angestellten ein bis zwei Monate keinen Gehalt mehr ausbezahlt würde, was dann? Wenn ein einzelner einen unüberlegten Ausdruck gemacht haben sollte, so kann man doch nicht alle dafür hernehmen.

Bitten um umgehende Antwort. [3]

 

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[1] LI LA RF 125/218/005.
[2] Zur Demonstration vgl. L.Vo., Nr. 6, 16.1.1932, S. 2 ("Wieder ein Demonstratiönchen").
[3] LI LA RF 125/218/006.