Die "Volksdeutsche Bewegung in Liechtenstein" spricht sich gegen eine Änderung der liechtensteinischen Nationalhymne aus


Artikel im "Umbruch" [1]

11.1.1941

Herr Regierungschef Dr. Hoop ...

Die Bestrebungen einzelner Kreise, die eine Abänderung unserer deutschen Volkshymne bezweckten, haben Sie mit Ihrem Vortrag in Stuttgart zum Schweigen gebracht. Diese Bestrebungen wollten das Wort "deutsch" besonders in der zweiten Strophe ausmerzen, doch gab es eine Zeit noch vor der Machtübernahme des Nationalsozialismus im Reich, in der sogar die ganze zweite Strophe ersetzt werden sollte.

Wir bringen zu diesem Beweis die Wiedergabe einer gedruckten Mitteilung an alle Schullehrer im Lande, in der es hiess:

"Statt der zweiten Strophe der Volkshymne wird anlässlich des Kinderempfanges am 14. August 1932 nachstehende Strophe gesungen:

Mit edler Mutterhand

schützet treu Volk und Land

die Fürstin mild.

Hoch leb' das Fürstenpaar,

Gott schütz' es immerdar;

aus unseren Herzen klar

der Jubel quillt."

Herr Dr. [Josef] Hoop, Sie waren damals Regierungschef und doch haben Sie heute in Stuttgart, zu Ihrer Ehre sei's gesagt, gerade mit der urdeutschen zweiten Strophe unserer Landeshymne unsere Zugehörigkeit bezeugt.

Wo einst St. Luzien

Friede nach Rätien hineingebracht.

Dort an dem Grenzenstein

und längs dem jungen Rhein

steht furchtlos Liechtenstein

auf Deutschlands Wacht.

Sie sagten in Stuttgart am 20. Dezember 1940:

"Wie deutsch die Liechtensteiner fühlten, kann man am besten aus der Nationalhymne erkennen, die mit den Worten "Oben am deutschen Rhein, lehnet sich Liechtenstein" beginnend, mit dem Bekenntnis "Liechtenstein auf Deutschlands Wacht" [2] die Gedanken zum Ausdruck bringt, mit denen das kleine Land Wächter an der Grenze des Deutschtums sein will."

Herr Regierungschef, wir freuen uns, dass Sie sich zu einer neuen Erkenntnis durchgerungen haben, indem Sie betonten, dass wir urdeutsches Volk und Land waren und auch noch sind.

Wie steht es aber mit Ihren engsten Parteigenossen der Bürgerpartei, die heute noch mit allen erbärmlichsten wirtschaftlichen Phrasen gegen den Nationalsozialismus ankämpfen? Können Sie es denn dulden, dass Ihr Parteiorgan, das "Liechtensteiner Volksblatt", heute noch im selben Wust gegen den Nationalsozialismus bei uns angeifert? Bedeutet der Nationaloszialismus für uns gar nichts, da wir doch urdeutsches Land und Volk sind? Können Sie denn dulden, dass Ihr Regierungsorgan, das "Liechtensteiner Volksblatt", in seiner Nummer vom 8. Januar 1941 schreibt:

"Nationalsozialismus mag für das oder jenes Land und Volk (! die Schriftleitung) recht und von Nutzen sein, wir wüssten aber bei Gott nicht, was er uns in unseren durchaus geordneten Verhältnissen bringen könnte."

Sind wir denn nicht urdeutsch? Sie sagten es ja selbst in Stuttgart. Haben wir nicht schon unzählige Male den Beweis erbracht, dass deutsch gleich nationalsozialistisch ist? Oder haben Sie denn nie den ersten Parteipunkt des Programms der NSDAP. richtig gelesen? Sonst allerdings durften Sie im Sinne Ihrer Parteigenossen von der Bürgerpartei niemals von einem "urdeutschen Volk in Liechtenstein" reden. [3]

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[1] Umbruch, Nr. 15, 11.01.1941, S. 2. Vgl. auch die diesbezüglichen Artikel im "Umbruch" vom 13. und 26. Oktober 1940.
[2] Diese Formulierungen weisen auf die Mitgliedschaft Liechtensteins ab 1806 beim Rheinbund und von 1816 bis 1866 im Deutschen Bund hin.   
[3] In der Landtagssitzung vom 18. Dezember 1963 wurde die Landeshymne schliesslich abgeändert. In der neuen Fassung wurde auf das Wort "deutsch" verzichtet.