Der Landtag bestellt die Regierung Frick


Protokoll der öffentlichen Landtagssitzung,gez. Schriftführer Florian Kindle [1]

3.9.1945

Präsident [David] Strub: Wir gehen nun zur Tagesordnung über und zwar zur Neuwahl der Regierung. Ich gebe gleich die von den beiden Fraktionen der Parteien bekanntgegeben Nominationen bekannt:

Für den Posten des Regierungschefs ist von der Fraktion der Bürgerpartei die Person des Steuerkommissionärs Alexander Frick in Vorschlag gebracht worden. Ich ersuche nun die Herren Abgeordneten zuerst die Abstimmung über die Person des Herrn Regierungschefs vorzunehmen.

Die Abstimmung wird durchgeführt.

Ich kann den Herren Abgeordneten bekanntgeben, dass zum Regierungschef Herr Alexander Frick einstimmig mit 15 Stimmen gewählt wurde. Ich danke den Herren Abgeordneten hierfür. Ich komme nun zur Wahl des Regierungschefstellvertreters. Für diesen Posten ist von der Fraktion der Vaterländischen Union die Nomination des bisherigen Regierungssekretärs Ferdinand Nigg bekanntgegeben und in Vorschlag gebracht worden. Ich bitte die Abstimmung vorzunehmen.

Die Abstimmung wird vorgenommen.

Ich kann dem hohen Landtage bekanntgeben, dass zum Regierungschefstellvertreter die Person des Herrn Regierungssekretärs Ferdinand Nigg ebenfalls einhellig, also mit 15 Stimmen gewählt wurde. Ich danke den Herren Abgeordneten bestens.

Als Regierungsräte sind von der Fraktion der Bürgerpartei Herr Abgeordneter Franz Hoop aus Ruggell und von der Fraktion der Union Herr Altvorsteher Alois Wille von Balzers in Vorschlag gebracht worden. Ich bitte die Abstimmung über die beiden Regierungsräte vorzunehmen.

Die Abstimmung wird durchgeführt.

Ich kann den Herren Abgeordneten melden, dass als Regierungsräte Herr Abgeordneter Franz Hoop aus Ruggell mit 14 Stimmen und Herr Altvorsteher Alois Wille aus Balzers mit 15 Stimmen gewählt wurde. Es wären nun noch die beiden stellvertretenden Regierungsräte zu wählen, für welche von der Fraktion der Bürgerpartei Herr Zimmermeister Rudolf Marxer in Mauren und von der Fraktion der Union Herr Alexander Sele in Triesenberg 244 in Vorschlag gebracht wurde. Ich bitte die Abstimmung ebenfalls zusammen vorzunehmen.

Die durchgeführte Abstimmung ergibt ebenfalls eine einstimmige Wahl des Herrn Zimmermeisters Rudolf Marxer in Mauren und Herrn Alexander Sele in Triesenberg zu den stellvertretenden Regierungsräten.

Nun glaube ich im Namen von Ihnen Allen zu sprechen, wenn ich der neugewählten Regierung zur ehrenvollen Wahl die besten Glückwünsche des Landtages zum Ausdrucke bringe. Hoffen wir, das heute den neuen Regierungsfunktionären gegenüber zum Ausdrucke gebrachte einhellige Vertrauen werde Anlass sein, zur Schaffung eines gegenseitigen Vertrauensverhältnisses, um hiedurch ein erspriessliches Arbeiten zwischen Landtag und Regierung zu gewährleisten.

Dr. [Alois] Vogt: Herr Präsident, meine Herren Abgeordneten!

Gestatten Sie einem Vertreter der abtretenden Regierung einen ganz kurzen Überblick über ihre Tätigkeit. Als die abtretende Regierung im März 1938 die Geschicke des Landes in die Hände nahm und vom Landtag und dem Fürsten beauftragt war, das Land zu verwalten und über kommende schwere Ereignisse hinwegzubringen, war sie sich über die Schwere dieser Aufgabe bewusst. Sie war sich von vorneherein darüber klar, dass das dunkle Gewölk, das über Europa schwebte, in absehbarer Zeit zu kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa führen musste. Sie war sich klar, dass für das Land Liechtenstein angesichts dieser Ereignisse innere und äussere Schwierigkeiten zu erwarten waren und dass es nur schwer gelingen würde, es über dieselben hinwegzubringen. Sie war sich der Schwere dieser Aufgabe bewusst, sie hat die Aufgabe, die sie übernahm, mit Verantwortungsfreude und Verantwortungsbewusstsein erfüllt, sie hat den Schwur, den sie geleistet hat, für das Land besorgt zu sein, gehalten. Es ist ihr gelungen, die innenpolitischen Schwierigkeiten zu überwinden und den aussenpolitischen Schwierigkeiten weit aus dem Wege zu gehen. Es ist ihr gelungen, die wirtschaftlichen Verhältnisse des Landes trotz innerer Schwierigkeiten zu konsolidieren. Sie hat sich bemüht, das Erbe, das sie angetreten hat, nicht nur ungeschmälert, sondern auch vermehrt den neuen Herren zu übergeben. Wir haben heute eine gut aufgebaute Landwirtschaft, ein tüchtiges Gewerbe und eine ausbaufähige Industrie. Wir sind uns dessen bewusst, was es für das Land heissen würde, erneut in schwere Parteikämpfe verwickelt zu werden.

Ich danke im Namen der abtretenden Regierung dem hohen Landtag für seine wertvolle Mitarbeit und das entgegengebrachte Vertrauen. Ich möchte den Regierungstisch nicht verlassen, ohne der Männer zu gedenken, die mit mir während den letzten acht Jahren die Geschicke des Landes leiteten. Den ersten Dank möchte ich dem Regierungschef Dr. Josef Hoop aussprechen, dem klugen, weltgewandten Mann, der seine reichen Erfahrungen in vollem Verantwortungsbewusstsein unserem Land zur Verfügung gestellt hat, dem Manne, der nach 17jähriger Tätigkeit abtritt, mit dem Bewusstsein, für das Land getan zu haben, was er konnte.

Ich danke Herrn Regierungsrat [Anton] Frommelt, dem intelligenten Kopf, der seine Fähigkeiten dem Lande stets zur Verfügung gestellt hat.

Ich möchte ferner Herrn Regierungsrat [Franz Xaver] Hoop, dem einfachen Bauern aus dem Unterlande, der allzufrüh von uns gegangen ist, der mit grossem Verantwortungsbewusstsein an alle Probleme herantrat und mit weitem Geist uns Akademikern in der Regierung gefolgt ist und uns die Erfahrungen seines Lebens zur Verfügung gestellt hat, danken.

Ebenso möchte ich Herrn Regierungsrat [Johann Georg] Hasler danken, dem aufgeschlossenen Bäckermeister aus Eschen, der mit uns Akademikern am gleichen Tisch sass und von dem man sagen kann, dass ihm kein Problem zu schwer war und dass er mit Verantwortungsfreudigkeit zur Lösung derselben beigetragen hat.

Ich danke endlich unserem verehrten Landesfürsten für das vorbehaltlose Vertrauen, das er uns in den schwersten Zeiten entgegengebracht hat. Ich hoffe, dass das Vertrauen, das das Land Liechtenstein, der Fürst und der hohe Landtag der abtretenden Regierung entgegengebracht haben, auch auf die neuen Männer übertragen wird.

Die neuen Männer möchte ich an einige Probleme erinnern, die vor der Lösung stehen, besonders auch an das Saminawerk, das in seiner Projektierung so weit vorangeschritten ist, dass in den nächsten Tagen dem Landtag die Projekte zur Entscheidung vorgelegt werden können. Die einzige grosse Energie sind die Wasser des Samina– und Malbuntales. Es ist diesem Werk alle Aufmerksamkeit zu schenken, denn ohne elektrische Energie ist der Ausbau des liechtensteinischen Gewerbes und der Industrie unmöglich. Ich möchte daran erinnern, dass die Projektierung des Saminaverkehrstunnels schon abgeschlossen ist und dass mit der Eröffnung eines Arbeitsplatzes auf der Gnalp in diesem Herbst gerechnet werden kann.

Ich möchte nicht von diesem Tisch weggehen, ohne zu sagen, dass es den abtretenden Herren sehr am Herzen liegt, dass die begonnene Sozialgesetzgebung weiter ausgebaut werden soll.

Zuletzt will ich den neuen Herren das volle Vertrauen schenken, dass sie mit derselben Verantwortungsfreudigkeit dem Lande dienen werden. Ich wünsche der neuen Regierung Glück in all ihren Entscheidungen und der Verfolgung ihrer Ziele.

Präsident Strub: Ich danke dem Herrn Regierungschef–Stellvertreter für die aufschlussreichen verschiedenen Mitteilungen hinsichtlich zukünftiger grosser Werke, wie Saminawerk usw., die zur Ausführung kommen müssen; ferner danke ich ihm für die zutreffenden Dankesworte, die er den abwesenden Mitgliedern der früheren Regierung gewidmet hat. Meinerseits möchte ich auf die seinerzeitigen Dankesausführungen an die abtretende Regierung verweisen und glaube die Mitglieder des Landtages mit mir einig, wenn ich der scheidenden Regierung für ihre Tätigkeit seit der Demission bis zum heutigen Tage noch den besten Dank des Landtages zum Ausdruck bringe. Es waren in dieser Zeit von Herrn Dr. Vogt noch verschiedene unangenehme Probleme zu erledigen bezw. Verhandlungen zu führen und ich möchte nicht verfehlen, ihm hiefür auch meinerseits im Namen des Landtages den besten Dank zum Ausdrucke zu bringen.

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[1] LI LA LTP 1945/064.