Die Vaterländische Union greift die Nationale Bewegung an


Artikel im "Liechtensteiner Vaterland" [1]

23.10.1940

Erklärung des Zentralausschusses der "Vaterländischen Union"

In der letzten Nummer dieses Blattes erschien ein Aufruf der sogenannten "Nationalen Bewegung", [2] worin zu einer sogenannten "Nationalen Konzentration" aufgerufen und zur Unterschriften-Abgabe bezw. Mitgliederschafts-Anmeldung aufgefordert wurde.

Die Aufnahme dieses Aufrufes in unserem Blatte, die irrtümlicher Weise erfolgt ist, konnte den Eindruck wecken, als ob dies im Einvernehmen mit dem Vorstand der "Vaterländischen Union" erfolgt sei.

Dazu erklärt der Ausschuss der "Vaterländischen Union":

Es handelt sich bei dem Aufruf um eine einseitige Initiative des Aktionsausschusses der sogenannten "Nationalen Bewegung".

Es wurde weder der Vorstand der "Vaterländischen Union" , noch der Zentralausschuss in der Angelegenheit begrüsst.

Der Redaktor [Rupert Quaderer] war irriger Weise der Auffassung, dass dies der Fall sei.

Der Vorstand der "Vaterländischen Union" lehnt den Aufruf zur Unterschriftensammlung zum Zwecke der Mitgliederwerbung der "Nationalen Bewegung" ab, als Versuch einer neuen Partei Verwirrung nach Liechtenstein zu bringen. Es sind gerade diese Kreise, die seit Jahr und Tag gegen unsere Partei und deren Führer und Vertreter geschimpft und gehetzt haben. Wir sind ihnen schon aus diesem Grunde nicht verpflichtet.

Auf dem Umwege einer sogenannten "Nationalen Konzentration" soll eine neue Partei gegründet und gross gezogen werden, die nur neue Schwierigkeiten bringen kann. Wir lehnen ein derartiges Vorgehen ab.

Der Vorstand der "Vaterländischen Union" erklärt ausdrücklich, zu den bestehenden Staatsverträgen mit der Schweiz und deren Ausbau und zur Vertiefung freundschaftlicher Beziehungen zum Deutschen Reich zu stehen.

Der Vorstand der "Vaterländischen Union" weiss sich darin einig mit dem Grossteil des liechtensteinischen Volkes. Diese Haltung entspricht bester vaterländischer Gesinnung und der Stimmung des liechtensteinischen Volkes. Wir brauchen dazu keiner sich jedes Vierteljahr wiederholenden Unterschriftensammlung, die die Loyalität des liechtensteinischen Volkes, welche zu bezweifeln ein schlechter Dienst an der Heimat wäre, unter Beweis stellen soll.

Wir fordern jeden Parteigenossen auf, sich künftig allein an die ausdrücklich und offiziell erklärte Stellungnahme des Vorstandes der "Vaterländischen Union" zu halten und jeden Versuch, unsere Reihen zu verwirren, von sich aus strikte abzulehnen. Wir halten aus eigenem Verantwortungsbewusstsein zu unserer schönen Heimat und brauchen dazu keinerlei Anregung einer neuen Partei. Quertreibereien der geschilderten Art entfinden wir als Verdächtigung unserer nationalen Zuverlässigkeit und damit als Beleidigung. Wir verwahren uns dagegen, dass Jeder, der sich nicht durch Unterschrift zur neuen Partei, genannt "Nationale Bewegung", bekennt, als schlechter, unehrlicher und unzuverlässiger Liechtensteiner verschrien und verleumdet wird.

Uniönler!

Wir treten der sogenannten "Nationalen Bewegung" nicht bei und halten von uns aus zu Volk, Fürst und Heimat!

Der Zentralausschuss der "Vaterländischen Union".

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[1] L.Va., Nr. 85, 23.10.1940, S. 1. Die "Nationale Bewegung" beantwortete den Artikel noch am gleichen Tag mit einem Flugblatt, vgl. LI LA SgZg 1940/01.
[2] Vgl. L.Va., Nr. 84, 19.10.1940, S. 1 ("Nationale Bewegung"). Der Aufruf war auch erschienen in L.Vo., Nr. 119, 19.10.1940, S. 1 ("Nationale Liechtensteinische Sammlung").