Leitartikel im "Umbruch" [1]
1.4.1942
Ein historischer Wahlsonntag
Tiefe Bestürzung bei unseren Demokraten
Die Volksdeutsche Bewegung hat gesprochen
Noch nie haben die Gemeindewahlen in Liechtenstein einen solchen Verlauf genommen wie heuer. Noch nie war die Enttäuschung unserer Demokraten so gross und so deutlich wie am Spätnachmittag des vergangenen Wahlsonntags. Schon die allgemeine Stille und Unsicherheit der Demokraten vor der Wahl liess auf ihre Unsicherheit und Ratlosigkeit schliessen.
Die Volksdeutsche Bewegung hatte eine klare und deutliche Stellung schon vor mehr als einem Monat bezogen. Sie lautete: Wir interessieren uns nicht, für Gemeindewahlen Kandidatenvorschläge zu machen, weil wir es ablehnen, uns als demokratische Gesundbeter missbrauchen zu lassen. Wir lehnen es aber auch ab, irgend einem Manne die Stimme zu geben, der sich nicht eindeutig für unser Volk und gegen die Juden entschieden hat. [2]
Das Wahlergebnis zeigte, dass die Mitglieder der Volksdeutschen Bewegung hervorragende Disziplin gehalten und strikte den allgemeinen Richtlinien der Bewegung und den speziellen Weisungen der Ortsgruppenleiter nachgekommen sind.
Die leeren Stimmen in den einzelnen Gemeinden waren die deutlichste Antwort an das System und die Kandidaten.
Jetzt können sie einmal nachdenken, unsere Systempolitiker. Verzweifelt und mit allen Mitteln versuchte man, die Volksdeutsche Bewegung totzuschweigen, indem es bisher ja "offiziell" nur zwei historische Parteien gab, nur zwei Landeszeitungen usw.
Nein, es gibt eine dritte und eine sehr starke, die Volksdeutsche Bewegung in Liechtenstein, und es gibt noch eine dritte Zeitung, "Der Umbruch", und er ist das Kampfblatt dieser Volksdeutschen Bewegung.
Und wer ihn nicht kennt, wird ihn noch besser kennenlernen. Und die grosse Masse der leeren Stimmen kommt von der Volksdeutschen Bewegung und sie sind ein Protest gegen das jetzige System. Das können sich alle Stellen gut merken.
Wir legen gar keinen Wert darauf, "offiziell" anerkannt und sanktioniert zu werden, wir sind da und wir sind stark und das genügt uns.
In drei einzigen Gemeinden beteiligten sich die Mitglieder der VDBL. aus besonderen Gründen und nach speziellen Weisungen der beauftragten Funktionäre an den Wahlen und der gewünschte und beabsichtigte Erfolg blieb auch nicht aus.
Die Wahlen vom Sonntag haben aber gleichzeitig gezeigt, dass die alten Parteien dem Zerfalle entgegengehen. So konnte man feststellen, wie in einigen Gemeinden zwei Listen von der gleichen Partei aufgestellt waren oder wie – nehmen wir das Beispiel an Vaduz und Schellenberg – auf Liste und Gegenliste Kandidaten aus beiden "Parteien" vertreten waren.
Wie schwer sich die Wähler ausser den Mitgliedern der VDBL. in diesem allgemeinen Chaos zurechtfanden, zeigt der Umstand, dass fast in allen Gemeinden zwei- und dreimal, ja in einzelnen vier- und fünfmal gewählt werden musste.
Trotz alledem wird sich unser "Regierungsblatt" und diejenigen, die hinter ihm stehen, die gewaltige Ohrfeige nicht anmerken lassen wollen. Sie werden wenig berichten oder aber, dass "man sich die Leute gut angeschaut habe und dass dies ein Beweis sei, wie ernst man die Wahlen nehme und wie die Bürgerpartei ihre Kandidaten wieder durchgebracht habe." Und vielleicht weiter, "dass nur ein kleines Häuflein sich der vaterländischen Pflicht nicht bewusst gewesen ist" usw. Wir kennen dieses Verlegenheitsgestammel ja schon lange und wir lachen darüber.
Schrieb das Volksblatt doch noch kurz vor der Wahl, dieses unser Liechtenstein in seiner jetzigen Erscheinungsform sei das Werk der Vorsehung des Herrgottes persönlich. Da dürfe man nichts ändern und nichts verbessern, es sei eine vollkommene Schöpfung. [3]
Bezweckt war natürlich, die schwarzen Parteipolitiker zu Priestern dieses angeblich göttlichen Wunderwerkes demokratischer Prägung zu erheben und sie als sakrosankt zu erklären. Dieser klägliche Versuch ist kläglich gescheitert. Die Wahlen vom Sonntag beweisen es und sie beweisen weiter, dass sich in Liechtenstein ein neuer Wille, eine neue Lebensform Platz schafft.
Es ist der Nationalsozialismus, vertreten durch die Volksdeutsche Bewegung.
Die deutsche und europäische Lebensform bricht sich Bahn.