Bericht über die Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen Fürsten Franz I. in Feldsberg, Wranau und Wien


Aktennotiz, möglicherweise von Regierungschef Josef Hoop, ungez. [1]

o.D. (Juli 1938)

Zur Beisetzung Seiner Durchlaucht des Landesfürsten Franz I. in Feldsberg und Wranau

Freitag, den 29. Juli [1938] fand die Einsegnung des verewigten Landesfürsten und die Beisetzung in Wranau statt. Nach einem Gottesdienst in der Schlosskapelle von Feldsberg bildete sich der Trauerzug zur Pfarrkirche von Feldsberg, voran die Vereine der Stadtgemeinde, die Jägerschaft des Fürsten, Klosterschwestern, Schulkinder und Angestellte der fürstlichen Güter mit den zahllosen prachtvollen Kränzen. Hinter der Geistlichkeit folgte der Sarg, getragen von 6 Dienern des fürstlichen Hofstaates. Hinter dem Sarge schritt die schwer geprüfte Fürstin [Elsa von Liechtenstein], begleitet von ihrem Bruder und Gräfin Nostitz. Sodann folgten die Prinzessinnen des fürstlichen Hauses: Prinzessin Marie Theres, Prinzessin Henriette, Prinzessin Maria Benedikta, Ihre Königlichen Hoheiten Infantinnen von Portugal, Prinzessin Maria Benedikta, Prinzessin Philippa, Ihre Kaiserliche Hoheit Erzherzogin Maria Theres und andere nahe Anverwandte. Schliesslich folgte der jetzt regierende Fürst [Franz Josef II. von Liechtenstein], begleitet von Seiner Durchlaucht Prinzen Alois von und zu Liechtenstein, dem schweizerischen Gesandten in Prag, Dr. Bruckmann, und Regierungschef Dr. [Josef] Hoop. Von den Prinzen des fürstlichen Hauses hatten sich weiter eingefunden: Prinz Karl Alfred, Prinz Georg Hartmann, Prinz Ulrich, Prinz Heinrich, Prinz Johannes sen., Prinz Johannes jun., Prinz Konstantin, Prinz Hans Moritz, letztere beide Söhne des ehemaligen Regierungschef Prinz Alfred von und zu Liechtenstein, Prinz Eduard, Prinz Friedrich.

Die Abdankung in der Stadtpfarrkirche nahm Stadtpfarrer Dichtl mit zahlreicher Assistenz vor. In einem Hain von Palmen, Blumen ruhte der schwere Sarg, um den die fürstlichen Jäger Totenwache hielten. Nach der Abdankung wurde der Sarg in das Auto verladen, das den verewigten Fürsten in seine letzte Ruhestätte in Wranau bringen sollte. Langsam verliess es den menschenschwarzen Platz vor der Kirche, nur ein Wagen gab ihm das letzte Geleit, in welchem die Fürstin Platz genommen hatte.

Die liechtensteinische Delegation, bestehend aus Landtag und Regierung, verliess Feldsberg um 1/2 11 Uhr, während die übrigen Liechtensteiner unter Führung fürstlicher Beamter die fürstlichen Besitzungen in der Umgebung von Feldsberg sowie die Gärten von Eisgrub besichtigten. Um 3 Uhr nachmittags fand die Beisetzung in der Kirche von Wranau statt. Vor der Beisetzung traf in Begleitung des Chefs des Protokolls des Aussenministeriums von Prag der Vertreter des Präsidenten der tschechoslovakischen Republik Dr. Benesch [Edvard Beneš], der Landespräsident von Mähren und Schlesien, Minister Czerny, in Wranau ein und überbrachte Seiner Durchlaucht dem regierenden Fürsten das Beileid des Staatspräsidenten. Die Einsegnung in der Kirche von Wranau nahm der Weihbischof von Olmütz, Seine Exzellenz Dr. ... vor. Neben den Mitgliedern der fürstlichen Familie und der nächsten Anverwandten bemerkte man weiter unter den Trauergästen den Bezirkshauptmann von Brünn, Dr. Hovorda, den Bezirkshauptmann von Nikolsburg, Botschafter a.D. Albert Mensdorf, Seine Königliche Hoheit den Herzog von Braganza und verschiedene andere Mitglieder des Hochadels.

In der Gruft fand nochmals eine kurze eindrucksvolle Feier statt und die Trauergäste nahmen Abschied vom verewigten Fürsten. Unter den zahllosen Kränzen bemerkte man jenen der Fürstin mit der Inschrift: "Deine Elsa." Der Präsident der tschechoslovakischen Republik, Dr. Benesch, liess einen prachtvollen Lorbeerkranz am Sarge niederlegen, ebenso der schweizerische Bundesrat. Weiters sah man Kranzspenden von den Familienmitgliedern des fürstlichen Hauses, von der Gemeinde Feldsberg, von der Gartendirektion Eisgrub, von den Angestellten des Offizierskorps der Liechtensteiner Dragoner, vom Grosspriorat von Böhmen und Österreich, des Malteser-Ritter-Ordens und verschiedene andere mehr.

Samstag vormittags fand in Wien in der Servitenkirche ein feierliches Requiem für den verstorbenen Fürsten statt. Unter den Trauergästen sah man neben der Kaiserlichen Hoheit Erzherzogin Marie Theres, die Prinzessinnen von Liechtenstein Benedikta, Marie Theres, Henriette, die Prinzen Hans Moritz und Heinrich, den Grafen Collalto und andere Mitglieder des Adels. Landtag und Regierung sowie alle liechtensteinischen Beamten und Angestellten in Wien nahmen am Gottesdienste teil. Ausserdem haben sich eingefunden als Vertreter des Reichsstatthalters Dr. [Arthur] Seyss-Inquart, Herr Minister Dr. [Hans] Fischböck, Ihre Excellenz Frau Minister Jäger und der schweizerische Generalkonsul in Wien.

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[1] LI LA RF 182/106/040. Fürst Franz I. war am 25.7.1938 in Feldsberg verstorben.