Um 612 liess sich der irische Mönch Gallus an der Steinach als Einsiedler nieder. An Ort der Einsiedelei und dem Grab des heiligen Gallus gründete 719 der alamannische Mönch und erste Abt Otmar ein Kloster, in dem 747 die Benediktsregel eingeführt wurde. Im 9. Jh. konnte sich das Kloster von der Abhängigkeit vom Bischof von Konstanz lösen und erreichte eine erste Hochblüte. Vor dem Kloster entstand ab dem 10. Jh. die Stadt St. Gallen. Im Hoch- und Spätmittelalter geriet das Kloster durch politische Parteinahme und Verlust von Klosterbesitz in eine schwere Krise, von der es sich erst ab der Mitte des 15. Jh. erholte. 1451 schloss es sich als erster zugewandter Ort der Eidgenossenschaft an. Abt Ulrich Rösch nutzte den Besitz (mehrere Herrschaften) und die Rechte der Abtei zum Aufbau eines Territorialstaat (Fürstabtei). Durch Reformen gelang ein erneuter Aufschwung des Klosters. 1555 inkorporierte die Abtei das Kloster Sankt Johann im Thurtal. Im 17./18. Jh. erreichte die Abtei nochmals einen Höhepunkt. Ausdruck davon sind die nach 1750 errichteten Neubauten, die Stiftskirche und die Stiftsbibliothek. Aufklärung und Französische Revolution führten das Ende von Klosterstaat und Abtei herbei. 1805 hob der Grosse Rat des Kantons St. Gallen das Kloster auf.
Lit.: HLFL; HLS
GND:
Permalink: K3591