Karolina Lampert [-Schädler] in Troutdale an ihre Nichte Magdalena Schädler in Triesenberg über den Tod ihrer Mutter, den Rat zur Kündigung in der Fabrik, über ihre Erinnerungen an Portland, über die Personen auf dem mitgesandten Foto sowie über die Ernte, die Preise und den ersten Schnee


Handschriftliches Originalschreiben der Karolina Lampert [-Schädler], Troutdale (Oregon), an ihre Nichte in Triesenberg

Jänner den 8 1913

Troutdale Aultnoma Co. Oregon

Liebe theure Nichte und alle deine lieben ich
habe deinen mir so ersehnten traurigen Brief
mit Schmerzen gelesen, es thut mir um so mehr
leid für euch alle, da ich weiß, daß ihr alle so mit
Liebe an ihr hinget, aber sie hat ein schönes
Alter erreicht und so schön gestorben wie sie ist
in der heiligen Woche hat sie Leiden und sterben können
das ist ein großer Trost für uns alle, unsere
Mutter war nur 52 Jahre alt geworden und nur
5 Tage krank gewesen, da hat müßen meine
liebe Schwester ihren Platz einnehmen.
Jezt bleibt schön beieinander beim Vater
und gehe ja nicht mehr in die Fabrik mit der
Zeit wird das Heimweh sich lindern und
die Base Juliana wird dich trösten und dir
in allem beistehen wier haben beide schon
genug erfahrung wie weh das scheiden
thut und wer weiß wie bald folgt ihr von
uns ein jedes nach. Jezt will ich dir noch
etwas von hier schreiben, wier sind Gott
sei Dank gesund und wohl beisamen

am 28 Dezember habe ich deinen Brief erhalten, ich sagte
schon lange bevor wenn ich bis Neujahr keinen Brief
bekomme, dann bist du krank am 29 haben wier
hier wieder Gottesdienst gehabt ich war schon lange
nicht mehr in Portland im Sommer waren fast jeden
Sontag Besuch hier, ich will dier ein Bild schiken,
es waren Bekante von hier und Portland hier und
nach dem Essen hat eine Frau von denen uns alle
abgenommen ich denke du kanst mich kennen, sonst
mache ich noch ein X-zeichen. Wier haben viel Regen
gehabt lezten Sommer und infolge dessen haben wier
auch faule Kartoffel aber sie haben doch keinen
Preiß wier haben noch keinen Sak voll verkauft,
so ist es mit den Zwiebeln wier haben eine
große Ernte aber es ist alles in Hülle und Fülle
gewachsen und deßhalb der Preiß so niedrig daß wier
noch warten. Ich habe noch 80 Hühner wier essen
jede Woche ein paar das andere Fleisch ist theuer.
Die Eier waren auch theuer 50 Sent das Dozend bevor
Neujahr. Der Julius ist heute nach Portland er
kommt heute abend wieder heim so bin ich allein,
am 4 Jänner hat es der erste Schnee geworfen und es
hat auch nachher ein wenig gefroren aber am 8 ist es
wieder schön, jezt liebe Nichte zum schluß füge dich
in Gottes heiligen Willen den wier müßen alle einmal gehen.
das nächste werd ich mehr Stamp schicken ich will

 

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