Andreas Marock an Wilhelm Marock über den Tod des Vaters Jakob Marock sowie über die Erbschaftsangelegenheiten


Handschriftliches Originalschreiben des Andreas Marock, Mauren, an seinen Bruder Wilhelm Marock in Indiana [1]

01.11.1881, Mauren

Lieber Sohn u. Bruder!

Kaum denkbar ist es, seit dem das
Loos mich draf, Dir zu schreiben.
Gewisse [2] Gründe, und überhaupt grosse
Veränderungen in unserem Vamie-
lienkrais führen dazu.
Das der Vater [Jakob Marock] am 12. Sept. gestorben
ist, hat man fäst geschriben.
aber welche Volgen hernach entstunden
kann ich fast nicht schreiben.
Es bewies sich schon in den lesten 3.
Wochen, wo der Vater noch lebte,
Joseph [Josef Marock] der Dümmere kam nicht mehr
in die Kammer. Ferdinand [Marock] fast nie.
Nun jezt sind Sie reuig, und wissen
nicht reht wie machen, dass Sie
alles verwischen. Gestern bin ich mit
der Mutter [Genofeva Marock [-Meier]] als Beistand wegen u. mit
Joseph, im Landgericht [3] gewesen, wegen
dissjährigem Nuzen, hat aber nichts
profidirt. aber jenen Verdruss welchen
die Mutter hate ist unbegreiflich. [4]
Ferdinand, hat geheirathet mit einer
gewissen Persöhnlichkeit von Eschen [Wilhelmina Marock [-Marxer]]
die dem Marokischen Haus nicht
ganz angemessen ist und Ferdinand
heisst Grobian.

Der Vater hat mir auf dem Todtbett
nicht anders beklagt, als das er
Wilchelm nicht mehr zu sehen komme,
und jene Roheit, die Joseph an Ihm
ausübe, und jenen Unverstand wo
Ferdinand besize.

Die lesten 2 Wohen durften ich und
die Mutter nicht möhr vom Bette
weg, sind dafür aber schleht belöhnt.
Wie Dir bekat ist, das die Mutter
im Jahre 59. von Ihrem Bruder
Michael Mäier [Michael Meier] ein Ärbe [5] von
150 fl. [Gulden] empfangen hat, es wurde
daraus Boden gekauft, wurde
aber auf Vaters Nahmen gesezt.
Ändliche Weise ano 64. von Gross-
vater Andreas Maier [Andreas Meier] mit 200 fl.
von dem Sie aber nicht mehr viel
bekommen wird. [6]  

Kurz die 2 Atvokaten suchen Sie zu
unterdrüken, und der Gross herr F.
möchte das Haus ler haben was er
aber läider nicht [7] zu Stande bringt.
Den es ist gut geschriben wiviel
recht er hat.

Nun ist unsere Mutter an den
(Bennjamin) oder Jakob [Marock] gewiesen der
damahls noch ein Kind war, da Du
aus unserer Mitte Dich entpferntest. [8]
Gott sei Dank Er ist ein sanfter
und sehr ferständiger Mensch.
Er ist beschlossen wen es möglich
ist, etwa in 2. Jahren gerade wi sa wi
meinem Haus vileicht Dir noch bekannt
in die Weiergärten [9], ein Haus
zu erstellen.

Nun lieber Bruder, ich und Jakob
möchten Dich ersuchen, und die
Mutter Dich inständig bitten,
wen es Dir Dein Existenz erlau-
ben würde, dass Du Deinen Erb-
teil der Mutter schenken möhtest. [10]
Den Sie könnt es vileicht im Alter
noch brauchen. Solte der Wunsch in
Erfüllung gehen, so möchten wir
Dich bitten, Du möchtest die Volmaht
Amtlich Egalisirt uns schiken, und
zwar so geschwind als es Dir
möglich ist. Den Dank wird
Mutter Dir abstaten in dem Sie
Dich noch kein Tag vergessen hat.
Das Portre von meiner Familie
und vielmehr mein befinden
werde ich innerhalb einem halben Jahr
schiken.  

Parton dem sehr mangelhaften
Schriftsteller mit Gruss

Andreas Marok

Herzliche Grüsse von den Mei-
nigen allen, Mutter, Jakob
und Gottfrid [Gottfried Marock], an Dich und
Deine ganze Familie.

Lebet wohl.

______________

[1] US PA Delph Donna. Brief in Kurrentschrift.
[2] Ursprüngliche Fassung: „Gewiẞe“. Das Eszett wird im Folgenden zu „ss“ umgewandelt.
[3] Zum Abhandlungsverfahren nach Jakob Marock [Marok] siehe LI LA J 004/A 113/011.
[4] Seitenwechsel.
[5] Zum Abhandlungsverfahren nach dem am 13.2.1853 verstorbenen Michael Meier [Maier] siehe LI LA J 004/A 078/036.  
[6] Seitenwechsel.
[7] Durchstreichung.
[8] 1865 Auswanderung nach Amerika.
[9] „Weiergärta“: Wiesland in Mauren im Gebiet Weier unter der Kirche, örtlich identisch mit Weierbünt, Armahusbünt und Bürgerheimbünt.
[10] Seitenwechsel.