Alois Rheinberger an Emma Rheinberger über die Dammbauten in Keokuk, die Zusendung eines Büchleins von Johann Baptist Büchel zum liechtensteinischen Jubiläumsfest von 1912, seine Atemnot und seine ruhelosen Nächte, die Besuche anlässlich seines 86. Geburtstages, die Überschwemmungen in Amerika sowie die erfreuliche Konversion zweier verwandter Protestantinnen zum katholischen Glauben


Handschriftliches Originalschreiben des Alois Rheinberger, Nauvoo (Illinois), an Emma Rheinberger [1]

o.D. (Sommer 1913), Nauvoo (Illinois)

Fräulein Emma Rhbrgr. [2]

Liebe Emma

Heute sende ich Ihnen Ansichten [3] über
die Dambauten bei Keokuk.
Das Werk geht unter der Arbeit von
1000 Mann und mehr und vielen verschiedenen
Maschinen gut voran und wird bis
Juny nächsten Jahres, vollendet sein, und
das Aussechen unserer Gegend, 30 Meilen
flussaufwärts [4], sehr vorteilhaft verändern.
Der Kosten Anschlag war 10,00000 Millionen
man fühlt aber, dass es darüber gehen wird.
Jede Ansicht begleiten erklärende Worte
aber in englisher Sprache.

Ihre Karten und freundlichen Grüsse habe
ich dankend erhalten, auch die Zusendung dess
Büchleins über das Jubiläums-Fest der
Erinnerung der Übernahme der Herschaft der
Hohenemser durch die das Haus Lichtenstein. [5]
Der hochwürdige Herr Joh. Bapt. Büchl [Johann Baptist Büchel] hat
die Vorstellung und die wirkenden Personen [6]
so natürlich gegeben, dass das Fest eine
algemeine Freude sein wird. 

Dass ich Ihnen nicht frücher erwiederte
entschuldigt mein Befinden. Seit Aprill
bin ich unwohl, leide an Atemnoth und
ruchelosen Nächten, Eine wie die Andere,
während die Tage erträglicher sind.
Auf meinen 86 Geburtstag [7] besuchten mich
die, nicht zu fern, wohnenden Kinder, und ich
freute mich um so mehr, da ich fürchtete
diesen Tag nicht mehr zu erleben. Etwas
besser bin ich geworden durch die anhaltende
Hitze der letzten 2 Monate.

Während in unserem weiten Lande
Wolkenbrüche, Überschwemmungen, Stürme
und Dambrüche, Leiden, Verlurst an
Leben und Eigentum über Viele, sehr Viele
brachten, sind wir und die weitere Umgebung
verschont geblieben, und sechen guten Erndten
entgegen. Die Rebstöcke sechen viel versprechend
aus, nur Äpfel fehlen bei uns gänzlich, und
werden jetzt nicht mehr nach Mass, sondern
beim Pfund verkauft. Das Pfund jetzt zu
2 ½ Cent. [8]

Alle die Meinen sind der Zeit gesund
leben in guten, und auch vorzüglichen
Verhältnissen. Weit aus einander!

Ein Vorkommniss teile ich Ihnen
mit Freude mit: Die Frauen meiner
Enkel Arnold, und Ferdinand, beide
Protestantinen, sind über Ostern zur
heiligen katolischen Kirche zurück gekehrt
und fühlen sich beglückt. Beide
Paare können sich jetzt sagen:
Ein Altar wo wir knieen, Ein Himmel
mir und Dir!

Arnold wohnt in Birminham, Alabama
Ferdinand wohnt in Waterloo Iowa [9].

Nehmen Sie meinen Dank für Ihre
langjährige Freundlichkeit. Es möchte
diess mein letztes Schreiben sein. Viel Zeit
traue ich mir nicht mehr zu.

Empfangen Sie meine herzlichsten Grüsse
Sie und Ihre lieben Angehörigen, und
und meine besten Wünsche für Ihr und die
Ihrigen Wohlergehen.

A. Rheinberger

______________

[1] LI LA AFRh Ha 17/28. Brief in Kurrentschrift.
[2] Orts-, Personen- und Monatsnamen sowie Fremdwörter, für die Alois Rheinberger die lateinische Schrift verwendete, werden im Editionstext kursiv gesetzt. Auf weitere einschlägige Fussnoten wird verzichtet.
[3] Liegen nicht mehr bei.
[4] Das Eszett wird zu "ss" umgewandelt.
[5] Johann Baptist Büchel: Bilder aus der Geschichte: dramatisch vorgeführt am Jubiläums-Feste zur 200. Wiederkehr des Jahrestages der Übergabe der Graffschaft Vaduz an das fürstliche Haus Liechtenstein. 1712-1912. Triesen 1912. 
[6] Seitenwechsel.
[7] 5.6.1913.
[8] Seitenwechsel.
[9] „Iowa“ unterstrichen.