Martina Gstöhl an ihre Schwester Balbina Gstöhl über die Sperre der Grenze gegen Liechtenstein, Neuigkeiten aus Eschen sowie die Sorge um den im Kriege befindlichen Ehemann Johann Josef


Handschriftliches Originalschreiben (Fragment) der Martina Hartmann [-Gstöhl], Ludesch (Vorarlberg), an ihre Schwester Balbina (Marie Balbina Öhri [-Gstöhl]), Spencer (Nebraska) [1]

o.D. (ca. 1916/1917), o.O (Ludesch (Vorarlberg))

(…) [2]

auch mithelfen u. kann für
sich Butter verdienen, den ¼ Kilo
per Tag würde sie schon essen,
wenn sie selben hätt. Wenn
wir so näher beisammen wären,
könnte man einander mit
Rat u. That beistehen. Nun
Gott will u. uns am Leben
erhält, so kann ja dies Alles
noch geschehen. Ich mache hie
u. da, solche tröstenden Gedan-
ken, sonst würde einem
die Schwermut ganz über-
fallen. [3]

Ihr seid jetzt auch nicht mehr
so stark zum arbeiben [4],
wie mit 20 Jahren.

Von Eschen kann ich nicht
viel berichten, den ich war
schon mehr wie ein Jahr
nicht mehr draussen [5]. Man
musste einen Pass haben
welcher immer was kostet,
u. gegenwärtig ist die Grenze
ganz gesperrt. Du schreibst
wegen Martin Risch [Franz Martin Risch], der [6]
wurde eben nicht alt u. hinter-
lässt nebst der Frau [Maria Magdalena Risch [-Pfeiffer]] 4 erwachse-
ne Kinder 1 Sohn u. 3 Töchter.
Eine [Ursula Hedwig Gerner [-Risch]] ist schon glaube ich 3 Jahre
verheiratet, Mit (Tita Buris)
Sigmund [Sigmund Gerner], wo wir einmal in
der Wohnung waren, Du kennst
sie schon. Klara hat auch
schwere Kreuze 3 Kinder
u. 2 davon krank, sie leiden
an Nervenzucken. Eine Tochter
(Berta) ist so ein starkes Mädel
anzuschauen, u. doch ein trauriges [7]
Bild, sie kann kein sicherer
Schritt gehen. Ein Bua der
hat nicht so starke Zuckungen.
aber der ist noch viel jünger,
bei dem kanns auch noch stärker
kommen. Ferdinands ist die
Emma gestorben in Zürich ich
glaube, das habe ich Dir schon
letztesmal berichtet. Von Ruggell
u. Gamprin kann ich Dir nichts
berichten, werde mich sobald
wie möglich Erkundigen u. dann
später Dir Bericht erstatten.
Seid so gut u. gedenket unser,
besonders meinem Manne [Johann Josef Hartmann]
dass er am Leben bleibt,
in Eurem Gebete, was wir
für Euch auch thun werden. Empfanget
tausend Grüsse von ganzen
Famielie.

______________

[1] LI LA PA 016/3/11/19.
[2] Der vordere Teil des Briefes fehlt.
[3] Seitenwechsel.
[4] Flüchtigkeitsfehler: Richtig müsste es wohl „arbeiten“ heissen.
[5] Ursprüngliche Fassung: „drauẞen“. Das Eszett wird im Folgenden zu „ss“ umgewandelt.
[6] Seitenwechsel.
[7] Seitenwechsel.