Alois Biedermann an Ulrich Öhri über seinen Arbeitsplatzwechsel nach einem Streit, Klagen über die Schweizer in Oregon und Bitte um Hilfe bei der Stellensuche in Omaha


Handschriftliches Originalschreiben des Alois Biedermann, Portland (Oregon), an die Familie Ulrich Öhri, Spencer (Nebraska) [1]

19.04.1930, Portland (Oregon)

Liebe Famili Öhri!

Ich komme nun endlich dazu Euch
wieder einmal zu shreiben. Ihr müsst [2]
mir halt verzeihen dass ich so lange nicht
geshrieben habe. Ich bin nun immer gesund
und hoffe dasselbe auch von Euch Allen.
Ich bin nun heute zum zweiten Male nach
Portland gekommen. Am 15. März [3] bin ich
von meiner alten Stelle fortgegangen darum
dan ich bin mit einem anderen Melker der ein
Schweizer ist in Streit gekomen u. bin darum sofort
fortgegangen, dan war ich einige Tage in der Stadt
u. dan habe ich wieder in Vencouver Wash.
eine Melkerstelle bekommen aber ich musste
dort immer inseit [4] arbeiten u. das bin ich nicht
gewöhnt. Ich möchte halt nebst dem melken
lieber Pferde treiben als den ganzen Tag inseit arbeiten.
Es wäre zwar keine harte Arbeit gewesen. [5]

Ich habe den Plan am 21. April nach Idaho zu fahren
u. dort um eine Stelle zu shauen. wenigstens
will ich jetzt hinaus aus dem Staat Oregon

Ich habe genug hier von den Schweizern u. ich habe
deswegen nur Geld gespendet [6] [7]
u. deswegen nicht so viel auf die Bank
gebracht als ich geglaubt habe. u. so machen
es hier die meisten. Ich möchte drum lieber fort von
hier so lange ich noch etwas Geld habe.

Also wen Ihr mir eine Melkerstell oder sonst eine
Farmstelle wüsstet bei Omaha wo etwa 70 – 75 Dolar
im Monat verdienen könnte dan sei so gut u. shreibet
mir sofort ins Hotel Wabash Portland dan werde ich den
Brief shon bekommen oder wen Ihr nur gedenket ich
könnte dort eine Stelle bekommen dan shribet es mir
dan gehe ich doch nach Omaha. Dan hätte ich vielleicht
Gelegenheit Euch wieder einmal zu sehen u. das ist
was ich auch immer wünshe. den ich denke halt doch
immer an Euch u. wen ich auch faul bin im Shreiben.
Ich kan Euch doch nicht mehr vergessen bei Euch war ich
halt immer wie daheim. [8]

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[1] LI LA PA 016/3/02/02.
[2] Ursprüngliche Fassung: „müẞt“: Das Eszett wird im Folgenden zu „ss“ umgewandelt.
[3] Durchgestrichenes Wort.
[4] Vgl. englisch „inside“ für drinnen.
[5] Seitenwechsel.
[6] Vgl. englisch „to spend“ für Geld ausgeben.
[7] Es folgen mehrere durchgestrichene Wörter.
[8] Der Brief bricht hier ab.