Handschriftliches Originalschreiben des Julius Lampert, Troutdale (Oregon), an seine Cousine Magdalena Schädler in Triesenberg
Troutdale Februar 18 1916
Liebe Cousine Magdalena.
Ich will auch einmahl probieren mit
schreiben, ob du auch imstande bist
ihn zu lesen! Wier erhielten dein
liebes schreiben letztes Jahr auch
von der Tante Juliana, aber mit
dem antworten blieb es, die
Mutter ist zu zitterig zum
schreiben. Letzten Sommer sahen wir
in dem Blatt daß ein Knabe
abstürzte beim Hüten, ist es möglich
daß es der Sepli war! Der name
stimte und jetzt wieder Tante
Juliana, es thut uns sehr leid
daß wir nicht bei euch sein können
um euch beizustehen in eurem Leid.
Mutter war seit anfangs Januar
krank ist aber jetzt wieder ziemlich
gut, der Alois Gaßner ist am 10 Januar
gestorben, und wo ich heim kam von
dem begräbnisse, kam daß Blatt,
wo die nachricht von der Tante
ihr begräbniß war, Gott gieb
ihr die ewige Ruh, ihr letzter
Brief war auch so geschrieben beinahe
wie ein Abschied, dem Sepli ist
es villeicht gut gegangen daß
er hat so jung sterben müssen,
wer weiß was er sonst noch alles
hätte durchmachen müssen.
Wir haben daß Blatt immer zeimlich
regelmäßig bekommen, wenn du
schreibst, schicke den Brief nach
der Schweiz auf die Post, wir
bekommen ihn dann sicher, es hat
uns gewundert daß du noch
nicht geschrieben hast, aber er ist
vielleicht verloren gegangen.
Hier ist so alles beim alten, es
geht uns gut, wir haben nichts
zu klagen, bekommt ihr daß
St. Josephs Blatt auch regelmäßig!
Da könnt ihr am besten lesen wie
es hier bestellt ist, wenn nur unsere
Regierung mehr unparteiisch wäre
und Deutschland gerechtigkeit zukommen
lassen thäte, so wäre es bald
fertig mit dem Krieg, wir bekommen
sehr viel Schriften und Zeitungen
meistens in Deutsch, der Krieg hat
auch sein gutes hier bezweckt,
alles mitt deutschem Blute schließt
sich mehr zusamen, sodaß die
von Deutschem Abstam bald
eine starke Partei bilden können
sodaß bei den kommenden Wahlen
wir ein Wort mitzureden haben, und
hoffentlich den ausschlag geben
können. Wenn die Mutter nach dem
Kriege reisefähig und in guter
Gesundheit ist, dann kommen wir
wahrscheinlich auf besuch in die alte
Heimath. Wir haben ein strengen
Winter gehabt für diese Gegend,
viel Schnee und kalten Wind,
in den großen Städten ist viel
Elend und Arbeitslosigkeit, auf
dem Lande ist es besser, es wird
hier viel gesamelt für die
vom Kriegselend betroffenen,
daß ist alles waß wir thun
können. Die Kinder vom Alexander
Lampert bekamen einen schönen
Brief von ihren Verwanten.
Da sie deß Deutschen nicht mächtig
sind konten sie ihn nicht beantworten
ich sollte ihn schreiben, bin aber
wie du weißt selber nicht der beste
somitt danken sie herzlich für den
schönen Brief sei so gut und sag es
ihnen. Jetzt noch eins meine lieben Verwanten
wenn ihr in Not gerathen sollt
eins oder daß andere von
euch so laßt es uns wissen, wir
werden dan schon ein Weg
ausfindig machen um euch zu
helfen. Viele Herzliche Grüße
an die ganze Verwantschaft und
besonders an dich von Julius
und die liebe Mutter
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