Karolina Lampert [-Schädler] an ihre Schwester Juliana Sele [-Schädler] in Triesenberg über den Gesundheitszustand ihrer Cousine Ursula sowie über die Arbeit und Lohn ihres Sohnes Julius sowie über ihre Übersiedlung nach Portland, ihren Hauskauft und ihre Mieteinnahmen und ihre Absicht, weiter Land zu kaufen


Handschriftliches Originalschreiben der Karolina Lampert [-Schädler], Portland (Oregon), an ihre Schwester Juliana Sele [-Schädler] in Triesenberg

Portland den 24 Apprill

Liebe, theure Schwester!
Ich habe deinen lieben Brief mit Freuden
erhalten, aber leider darin viel thrauriges
vernommen wegen der Base Agatha
und ihrer Thochter, es muß doppelt hart
sein zu sterben für die Ursala, da sie
sieht, daß ihre Mutter krank ist
und nichts für die armen Kinder thun
kan, aber möge es doch Gott lenken,
daß die arme Base wieder gesund wird,
und die armen Würmer pflegen kann.
Wier sind Gott sei Dank gesund und wohl
und es geht uns zimmlich gut, wier können
alle arbeiten, und wer hier arbeitet, der
kan sich auch durchbringen. Der Julius
arbeitet noch immer auf seinem alten
Platz und hat jezt 1 1/4 Thaler den Tag mit
dem Steinhauen ist nicht viel loß
hier.

es ist auch zu hart und ungesund für ihn
ich denke er bleibt besser auf diesem
Platz es ist doch gesund und kan später
einen großen Lohn bekommen. Ich habe
jezt ein Haus gemiethet für 22 Thaler
den Monat, davon habe ich wieder
3 Zimmer vermiethet für 18 Thaler ich
werde warscheinlich in Portland nichts
kaufen, weil ich nicht weiß ob ich hier
bleibe. Portland ist eine schöne große
Stadt umgeben von kleinen Bergen
und auf einer Seite ein großer Fluß,
es ist hier im Winter nicht kalt oder
nur kurze Zeit, vor 1 Monat zurük
waren die Bäume schon in voller Blüthe
und alle Gärten voll Blumen, den
hier wird nichts wie Blumen in die
Gärten gepflanzt. Liebe Schwester ich
habe Freeport verlassen um noch besser
zu sorgen für meine Kinder, nämlich
für mein Julius ein Stük Land zu
kaufen, damit er nicht sein Lebtag
unter fremden Leuten arbeiten muß

aber bis jezt hat es mir noch nicht gefallen
den es ist zu hart urbar zu machen
ich gehe in 2 Wochen zum Jos. Banzer
von Triesen er ist bald 50 Meilen
von hier auf dem Lande, und diesen
Sommer gehe ich noch auf mehrere
Plätze, ich will sehen ob ich nichts
passendes finden kann, das schlimmste ist
noch ich bin bange, daß ich das Heimweh
bekomme, wen ich von meinen Verwandten
vortkomme, den sie sind alle recht gut zu
mir und ich habe recht viel Vergnügen
hier, und ich habe so viele Plätze wo ich
hin muß und deßhalb habe ich dir
auch so lange nicht geschrieben, aber
verzeihe es, und glaube nicht, daß ich Euch
alle vergessen werde und mein Wunsch
ist immer, daß wier noch einmal
zusamen kommen, und ich möchte wünschen,
daß dein Thraum war würde, wie
würde ich mich freuen, wen ich dir
aufwarten könnte.

Liebe theure Schwester schreibe recht
bald wieder ich will dir den
schreiben wie es mir auf dem
Lande gefallen hat, meine Theresia ist
schon eine Woche bei der Katharina
auf dem Lande, den sie will auch
sehen wie es dort aussieht, sie komt
aber morgen wieder. Jezt grüße mir
alle meine Verwandte Vetter und
Basen und meine Geschwisterte und
Schwäger aber ganz besonders grüße
ich dich und dein Kind und ich verbleibe
deine dich nie vergessende Schwester
Karolina Lampert
Auch viele grüße von meinen Kindern
und der Julius schreibt bald, auch viele
Grüße von Allois Lampert an seinen
Vetter Johan Seli und Litze er möchte doch wissen
ob er der lezte Brief wo seine Mutter
noch geschrieben, aber nicht vollendet hat
erhalten hat, den er hat 2 Briefe an ihn
geschrieben und keine Antwort erhalten

______________