Handschriftliches Originalschreiben des Julius Lampert, Freeport (Illinois), an seine Tante Juliana Sele [-Schädler] in Triesenberg
Freeport Il. den 7 December
Liebe Tante.
Liebe Tante mit Sehnsucht
erwarteten wir schon längst
einen Brief von dir denn
die Mutter hat schon am
1 August einen Brief
sammt einem Goldthaler
zu euch geschickt. Wir
lauerten schon längst
für einen Brief und
wir fürchteten das die
gute Tante villeicht
krank ist. Liebe Tante
wir sind Gott sei dank
gesund und hoffen von euch
daselbe. Hier in Freeport
und der Umgegend erforderte
die Halskrankheit diesen
Herbst wieder viele Opfer
aber aus unserer Kirchengemeinde
sind keine gestorben
die Mutter meint es sei
dem Blasius Segen zu
verdanken. Ich gehe in
unsere Schule aber unsere
Lehrerin ist sehr öfters
krank und dann thut
wohl unser Herr Pfarer öfters
Schule halten. Liebe Tante wir
haben hier eine recht gute
Ernte gehabt leider sind
die Lebensmittel doch
theurer als im vorigen
Jahre da so viel nach
Europa verschift wurde
denn in ganz Europa
war eine Mißernte und da
mußte Amerika Europa
aushelfen hier gehen jetzt
die Geschäfte recht gut
und dieses Jahr ist ein
besseres denn letztes.
Die Mutter hat zu gleicher
Zeit einen Brief an
Ferdinand Gaßner geschickt
und es wundert die Mutter
ob auch derselbe mit
dem deinigen verloren
gegangen ist und ob er
im Frühjahr nach Amerika
kommen will. Liebe Tante
ich gehe nach neu-Jahr
bei unserem Herr Pfarer Latein
lernen und nächsten Herbst
in das Priesterseminar.
Liebe Tante schreibet uns
sehr bald ob ihr auch von
der Krankheit genesen
seid. Jetzt will ich mein
Briefchen schließen mit
vielen grüßen von Mutter
Schwester und besonders
von mir an euch alle.
Ich verbleibe
dein dich liebendes Pathenkind
Julius Lampert
Wir wünschen euch alle
ein glückseliges neues Jahr
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