Handschriftliches Originalschreiben der Karolina Lampert [-Schädler], Albina (Oregon), an ihre Schwester Juliana Sele [-Schädler] und die übrigen Geschwister in Triesenberg
Albina den 30 Marz
Vielgeliebte Schwester!
Ich habe dein liebes schreiben erhalten, und
bedaure es mit schmerzen, das ich mein
Wort wieder zurüknehmen muß, besonders
da ich sah wie ihr euch freuet auf meine
Ankunft. Ich will dir auch gleich die
Ursache sagen, mein Julius hat gute
Gelegenheit gehabt hier ein Geschäft
anzufangen, er hat einen Laden mit
Zinn und Eisenwar ausgekauft für
2.000 Thaler ich muß die Reise nun
wieder aufschieben, da ich ohne Julius
nicht gehen will, bis er einen guten
Mann auf seinen Patz bekommen kann,
daß er ihm alles anvertrauen kann.
Ich bin nun auf die andere Seite
vom Fluß gezogen nach Albina
wo dem Julius sein Geschäft ist, das
er heimkommen kan für Mittagessen
ich kann aber in einer halben Stunde
drüben sein mit der Elektrischen Bahn
bei meinen Verwandten und somit gehe
ich jede Woche 2 bis 3 mal hinüber
es kostet nur 10 Sent hin und zurük.
Liebe schwester ich gebe aber die Hoffnung
nicht auf, daß ich Euch alle nicht noch sehen
werde, ich wollte nur wünschen, daß du
dich entschließen köntest herein zu kommen,
dan würde ich allein kommen ohne Julius
und dich holen, wen wier auch hinauskom-
men, wier können, doch nicht dort bleiben
den unter einer solchen Nation Menschen
wie sie dort welche sind könnten wier doch
nicht mehr leben, dein Brief hat den
Julius ganz empört, da er hörte wie
dem Vetter seine Verwandten so ganz
niederträchtig gehandelt haben, er sagt
er wollte lieber unter den Indianer
leben, den diese wären noch edel gesinnter
denn wen man ihnen einmal etwas
gutes erweißt sie vergessen es nie
wieder, aber diese haben alles vergessen
was du und die Base gethan haben für sie,
warst dumm genug, daß du dich so lange
abgeschunden hast für eine solche Nation
ihr hattet es beide denken können du und
die arme Base, daß es zulezt so kommen
würde. Ich dem Bruder seinen Brief
auch erhalten, und ich hätte gerne wenn
er einen Jahrtag stiften würde für
meine liebe Verstorbene Theres, und mein
Mann und wenn ich einmal gestorben
bin. 50 Gulden möchte er dazu verwenden
das andere soll er für sich behalten, ich
will nichts von diesem Gelde nach
Amerika kommen lassen, sei also so gut
liebe schwester und besorge mir dieses und
schreibe mir auf welchen Tag der Jahrestag
fällt für meine lieben unvergeßlichen,
das ich hier kan das heilige Meßopfer für
sie anhören ich habe es hier ganz nahe
in die Kirche aber sie ist englisch der
Priester ist aber Deutsch. Es ist hier
viel schöner zu wohnen als in Portland den
es ist nicht so eng bebaut und man hat schönere
Aussichten, den es ligt höher. Ich habe auch
einen Brief vom J. Lampert erhalten
er schreibt seine Frau wolle ihn nicht mehr
nach Deutschland gehen lassen und somit
glaube ich nicht das er kommt nächstes Frühjahr.
Ich habe mein Haus in Portland vermiethet für
25 Thaler den Monat und hier habe ich auch mein
eigen Haus blos etwas kleiner. Portland
und die ganze Umgegend hat sich ungemein
vergrößert seitdem ich hier bin, es wird
furchtbar viel gebaut hier, den es kommen
so viele vom Osten wegen dem milden
Klima hier, wier hatten nur ein wenig
Schnee er ist aber nicht einen Tag liegen
geblieben, es hat auch nicht einmal hart
gefroren, die Bäume blühen blos regnet
es viel jezt viele grüße an alle Geschwisterte
und Verwandte und ich Verbleibe deine dich liebende
Schwester Carolina Lampert
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