Urban Mündle an seinen Cousin Konrad Meier über das Zusammentreffen bzw. die Bekanntschaft mit einem liechtensteinischen Auswanderer in Union City (New Jersey), eine Autofahrt von New York über Houston (Texas) nach Mexico, die Niederlassungen seines Arbeitgebers – der Texas Company – in Europa sowie seine Einbürgerung in den USA


Handschriftliches Originalschreiben (Fragment) des Urban Mündle, Houston (Texas), an seinen Cousin Konrad Meier und Angehörige, Eschen [1]

08.04.1928, Houston (Texas)  

Liebe Angehörige!

Seit langer Zeit habe ich keine Nachricht mehr von
Euch ich glaube es muss beinahe eine Jahr verflossen sein.
Seitdem habe ich manche weite Reise gemacht und viele
Erfahrungen erlernt. Als ich zuletzt in Union City war
und eines Abends einen Spaziergang machte rief mich
jemand in deutsch an. Ich sah einen noch jüngern
Mann for mir stehen welcher sagte er wäre auch von
Mauren erkannte ihn aber erst als er sagte er wäre
Helms [Hälms] [2] im Steinbös [3]. Dieser ist der erste Liechtensteiner
den ich hier traf. Er ist glücklich verheiratet hat
eine schöne anständige Frau und ein Kind. Was
ihn anbelangt so ist er ein recht fleissiger streb-
samer Mann der es hier noch zu was bringen wird.
Ich war jeden Samstag Abend bei ihm und wir
unterhielten uns gemütlich. Seine Eltern können
noch einmal stolz auf ihn sein. America macht
aus manchem einen tüchtigen Mann. [4]

Gegenwärtig bin ich auf der Reise nach Mexico.
Ich machte die ganze Reise von New-York bis hie-
her Texas Houston im Automobil. Ich machte
in 9 Tagen 2000 Meilen das sind ungefähr
2700 km. Gestern abend lies ich hier anhalten
den ich wollte den Ostersontag nicht in dem Auto
zubringen. Zudem ist der Chaufeur übermüdet
von der langen Fahrt. Morgen breche ich wieder auf
um Mittags Mexico zu erreichen (gegenwartig bin
ich sehr nahe der Grenze). Ich werde nur kurze
Zeit dort verweilen und wieder hie her zurück-
kehren wo ich voraussichtlich ein Jahr stehen werde.
Ich habe vieles auf meinen Reisen gesehen und
könnte wahrlich ein grosses Buch davon schrei-
ben. Wahrsheinlich werde ich nächstes Jahr nach
Belgien gehen den meine Co hat grosse Niederlas-
sungen dort ebenfalls in Hamburg. Infolge
meiner Sprachen Kenntnisse bin ich immer als
einer der ersten an der Reihe welcher geschickt
wird. Jedoch liebe ich es nicht so sehr nach
Europa zu gehen. Seit langerer Zeit bin ich
schon Americanischer Bürger und liebe U.S.
mehr als je. Es ist mir zur Heimat geworden
und ich denke in dem Lande wo ich es zu
was gebracht habe werde ich auch mein Dasein
beschliessen. Imerhin man kann ja nie wissen
was die Zukunft bringt. [5]

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[1] LI PA Meier Guido. Brief in lateinischer Schrift. Briefkopf mit zwei Ansichten der „Houston’s Twin Hostelries“. Handschriftliche Notiz zum Hotel „The Sam Houston“: „Dieses ist das Hotel wo ich gegenwärtig wohne 3 Stock.“ Briefkuvert beiliegend, Adressat Konrad Meier. Notiz auf Kuvert: „Die besten Grüsse sendet Dir Dein Co Vetter Hugo M.“   
[2] Möglicherweise Johann Bühler (1901-1963) – ein Sohn von Wilhelm Bühler und Karolina geb. Hoop – welcher 1923 von Mauren in die USA auswanderte. Er war mit Katharina geb. Eggenberger aus Buchs verheiratet. Vgl. Familienstammbuch Mauren, Bd. 1, S. 44-45.
[3] „Steinbös“: Wiese nordöstlich des Dorfes Eschen, östlich des Mos, grösstenteils auf Maurer Gemeindegebiet. Vgl. Hans Stricker, Liechtensteiner Namenbuch, Bd. 3, S. 300.
[4] Seitenwechsel.
[5] Der Brief bricht hier ab.