Handschriftliches Originalschreiben der Bertha Schauer, Triesenberg, an Alois Rheinberger, Nauvoo (Illinois) [1]
10.03.1912, Triesenberg
Lieber Herr Rheinberger [2]!
Entschuldigen Sie doch
meine Nachlässigkeit [3], u.
empfangen Sie, vielmals
meinen herzlichsten Dank,
für den prächtigen Kalender.
Es thut mir wirklich unend-
lich wohl, dass Sie sich
meiner noch so freundlich
erinnern. – Von Emma [Rheinberger] [4] u.
Olga Rheinberger [5], welche im
Winter wie Sie wohl wissen
werden, unsere Nachbarn
bis vergangene Woche [6]
gewesen sind, konnte ich
gottlob zu meiner Freude
vernehmen, dass es Ihnen
gesundheitlich recht gut
geht, u. wohl wieder recht
fleissig in ihren Weinbergen
beschäftig sein werden.
In Vaduz [7] ist auch schon
ein recht geschäftiges Treiben
in den Weinbergen, den der
Frühling scheint dieses
Jahr recht früh, seinen
Einzug zu halten.
Überhaupt haben wir von
diesem Winter fast gar
nichts gemerkt, beinahe
immer mildes Wetter, [8]
fast gar keinen Schnee,
so dass ältere Leute sich
nicht erinern konnten,
dass man das Hols anstatt
mit dem Schlitten mit Wägen
befördern musste.
Nun sind es schon beinahe
19 Jahre seit ich bei Ihnen
u. Ihren Lieben gewesen,
wie schnell ist doch diese
Zeit gegangen. Was machen
auch All Ihre lb. Angehöri-
gen, hoffentlich sind sie
Alle wohl. Ihre lb. Tochter
Anny [9] hat nun schon ganz
erwachsene Kinder. [10]
Empfangen Sie von
meinen Schwestern [Marie und Ida Schauer] viele
freundliche Grüsse
besonders aber grüset
recht vielmals Ihre
stets dankbare
Berta Schauer [11]
Viele Grüsse an Ihre
lb. Töchter, wen sie sich
meiner noch ein bischen
erinern können.
______________
[1] LI LA AFRh Ha 19. Brief in Kurrentschrift.
[2] In lateinischer Schrift.
[3] Ursprüngliche Fassung: „Nachläẞigkeit“. Das Eszett wird im Folgenden zu „ss“ umgewandelt.
[4] In lateinischer Schrift.
[5] In lateinischer Schrift.
[6] Seitenwechsel.
[7] In lateinischer Schrift.
[8] Seitenwechsel.
[9] In lateinischer Schrift.
[10] Seitenwechsel.
[11] In lateinischer Schrift.