Karolina Lampert [-Schädler] in Troutdale an ihre Nichte Magdalena Schädler in Triesenberg über ihr Rheuma, über den Überschuss an Obst sowie die Besiedlung der Städte und die Heirat von J. Frommelt und Glückwünsche zum neuen Jahr


Handschriftliches Originalschreiben der Karolina Lampert [-Schädler], Troutdale (Oregon), an ihre Nichte Magdalena Schädler in Triesenberg

Troutdale Oregon den 2. Jänner

Liebe theure Magdalena!
Schon dachte ich du habest uns vergessen, daß du
uns so lange ohne Nachricht ließest endlich habe
ich doch ein schreiben erhalten und es hat uns
herzlich gefreut wieder etwas zu hören von
euch. Wier sind soweit wieder gesund
ich war bald 3 Wochen das ich nichts
thun konte den ich hatte so Reumatismus
im Genick der Julius hat müßen die ganze
Arbeit thun im Haus und Stall aber jezt
bin ich wieder zimlich besser, daß ich wieder
etwas thun kann, gestern haben war
Neujahr und dan kam der Priester und wier
hatten Messe hier und Predigt, bald geht
es wieder dem Frühjahr zu, wier hatten
zwar noch kein kaltes Wetter gehabt hier
den es hat noch nie hart gefrohren so können
uns nicht klagen den es liegen noch
viele Äpfel unter den Bäumen
ich dachte oft wen ihr nur hättet an
Obst was hier zu Grunde geht Äpfel,
Birnen und Zwetschgen haben wir
viele den Schweinen gefütert.

Wier haben ein gutes Jahr gehabt. Die
Kartoffel sind gerathen und haben einen guten
Preis die Zwiebel haben einen guten Preis, wir
haben 3 Kühe und 2 Kälber, 1 Pferd wier könen
den Rahm grad beim Haus verkaufen
er kommt jede Woche 3 mal und holt in.
Es wird hier jedes Jahr mehr besiedelt hier,
den in den großen Städten hat es viele
Arbeitslose viele sind aber selbst die
Schuld, daß sie nichts haben, den das Geld
geht meistens ins Wirthshaus und die
Famile kan Noth leiden. O wie oft denke ich
an euch besonders abends ich kann nicht mehr
gut sehen zum lesen, der Julius ist aber
immer heim abends, heute ist er nach Portland
aber er ist wieder früh heim, das er seine
Arbeit thun kann. Der J. Fromelt hat
leztes Frühjahr geheirathet eine Schweizerin
aus Altstädten nicht so weit von uns
daheim, aber seine Kinder sind alle fort
den sie wollen keine Stiefmuter haben
das jüngste ist 15 Jahre er hat 2 Mädchen
und 5 Buben sie ist bald 36 Jahre alt und
Protestantisch.

Ich will dier auch 5 Dollar schiken, das
du den kleinen dem Sepli und wie sie
alle heißen und wo mein armer Bruder
Großvater dazu ist eine Freude machen kanst das andere ist dein den
du hast mir imer so schöne Briefe
geschrieben, ich wollte nur wünschen, daß
ich dich in meiner Nähe hätte, ich will auch
dir eine Zeitung schiken, den ihr habt dort
keine so schöne katholische Zeitungen, erkundige
dich ob das amerikanische Papiergeld denselben
werth hat wie das Gold es ist hier dasselbe.
Jezt liebe Magdalena schreibe mir recht
bald wieder was ihr alle dein Vater
meine 2 Schwestern machen ich möchte so gerne
wieder einmal ein schreiben von der
lieben Juliana haben bitte schreibe mir
bald den ich denke immer es ist villeicht der
letzte Brief ich werde ziterrig und weiß nicht
ob du ihn noch lesen kanst ich komme spät mit
meinem Neujahrsgruß aber es soll gelten,
den ich konte nicht vor schreiben ich schike eine
anweisung an die Post, oder Order ich weis nicht
wie es heißt bei euch, der Alois Lampert ist
heute hier er ist Briefträger in Portland

wird es mir besorgen, den er ist mir so lieb
wie ein eigener Sohn, der Julius möchte so
gerne euere Musik hören ich denke immer
wen ich nicht mehr bin wird er hinaus
kommen, aber nicht für bleiben, den er hat
zu gute Heimat hier, villeicht findt er
den jemand wo ihm paßt; hier geht er
nirgens, den den er läßt mich kein
Abend allein. Jezt viele grüße an alle
meine lieben, besonders an dich von
mir und Julius
Carolina Lampert

 

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