Theresia Lampert an ihre Tante Juliana Sele [-Schädler] und ihre Cousine Kreszenz Sele über ihre erste heillige Kommunion


Unvollständiges handschriftliches Originalschreiben der Theresia Lampert, Freeport (Illinois), an ihre Tante Juliana Sele [-Schädler] in Triesenberg

Liebe theure Kresenz und Base.

Schon lange hab ich dir schreiben wollen aber
ich hab nie Gelegenheit gefunden, wir haben
euren Brief am 25. August erhalten und wir sind
Gott sei dank alle gesund. Und ich schike euch noch 3
Bilder nämlich eins für mein Vetter Johan, eins
für die Base am Wangerberg und eins für die
Base beim Gufner, aber mit der Bitte, daß sie
uns die ihrigen auch schiken. Liebe Kresenz, ich will
dier nun in kürze mitheilen wie glücklich ich
war am Tage der ersten heiligen Komunion wier
gingen am Morgen um halbzehn zur Schule
alle in weiß gekleidet, um 10 Uhr kam der
Herr Pfarrer mit Meßdiener und holte uns ab in
die Kirche alle paar und paar. Die Orgel stimmte
uns gleich das Lied an: und wir sangen alle:

Feierliche Morgenstunde!
Nimm uns auf zum Liebesbunde,
Und zur Freud der Christenheit
Vater! Du hast uns verliehen,
Daß jetzt unsre Herzen glühen,
:/: Für das Brod der Seligkeit :/:

Dan fing die heilige Messe an bis zur Predigt wo
unser gute Herr Pfarrer eine rührende

Rede hielt erst an uns Kinder wo wir auch unser
Taufgelübde erneuerten und hernach gab er auch
noch den Eltern einen schönen Zuspruch wie
sie auf diese Kleinen acht geben sollen. Damit
sie nicht verdorben gehen, bei der Opferung
sangen wir:

Fest soll mein Taufbund immer steh'n,
Ich will die Kirche hören:
Sie soll mich immer gläubig seh'n,
Und folgsam ihren Lehren.
Dank sei dem Herrn, der mich aus Gnad
In seine Kirch' berufen hat!
:/: Nie will ich von ihr weichen :/:

Vor der heiligen Kommunion beteten wier alle
miteinander laut die Gebete vor der heiligen Kommunion.
Dan gingen wir paarweise zum Altar erst
die Knaben dan die Mädchen und empfingen
unser liebe Heiland in unser Herz o wie
glücklich war ich, den ich glühte vor Verlangen,
nachher beteten wir wieder laut die Gebete nach
der heiligen Kommunion. Dan hielt unser Herr Pfarrer
wieder eine schöne Rede dan bevor wier die Kirche
verließen sangen wier noch:Unsern Herzen soll die Stunde

Ewig unvergeßlich sein;
Mit dem Herzen, mit dem Munde
Schwören wir, Gott treu zu sein.

Dieses Tages, dieser Pflicht
Wollen wir vergessen nicht
Gott, der Alles weiß und richtet,
Weiß, wozu wir uns verpflichtet
dan brachte uns der Herr
Pfarrer wieder ins Schul-
haus zurük und wier gingen
nachher Heim. Nachmittag
3 Uhr gingen wir wieder
zur Veßber hernach wurden
wir in die Schapilier
Bruderschaft aufgenommen,
erst die Knaben und dan
die Mädchen, er stellte uns
im Chor, vor dem Altar in
einen Kreis nachher reichte
er die Schapiliar und hing
sie uns um den Hals,
nachher hielt er wieder
eine schöne Rede vom
seligen Simon Stock wo und
wie er diese Bruderschaft
gegründet hat. Wir gehen
jezt jeden Monat zur heiligen
Kommunion. Ich gehe nun
nicht mehr in die Schule den

meine Mutter hat zu Hause
zu viel Arbeit für mich
ich schicke dir auch mein
Jugendfreund gehe zum
Lehrer Gaßner hin und
hole ihn, ich halte ihn
schon 4 Jahre er kostet 1
Thaler das Jahr und dan
kommt er alle 2 Wochen.
Meine Mutter hat auch dem
J. Gaßner geschrieben
und ihm mein Bild geschikt
samt Zeitungen, ich hoffe
daß er es erhalten wird.
Liebe Kresenz und Base
schreibet bald wieder,
wir grüßen euch alle und
besonders ich, und ich Verblei-
be eure Base.

Theresia Lampert



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