Karolina Lampert [-Schädler] an ihre Schwester Juliana Sele [-Schädler] über deren Auswanderungspläne, den höheren Verdienst und die ausreichende Arbeitsgelegenheit für Handwerker in Amerika, den Arbeitslohn von Remigius Eberle, die Klagen von Johann Eberle über die Hitze in Freeport (Illinois) sowie die Übernahme der Reisekosten für die Auswanderung


Unvollständiges handschriftliches Originalschreiben der Karolina Lampert [-Schädler], Freeport (Illinois), an ihre Geschwister in Triesenberg

Freeport den 28 August


Liebe, theure Geschwister!
Gestern erhielt ich dein werthes
mit Freuden, den ich wartete mit
schmerzen darauf. Es thut mir aber
sehr leid, daß mein lieber Bruder
und Schwester so viel geplagt werden
von so schlechtem Pack und deßwegen
sehr viel zu leiden haben. Ich bitte
sie daher sobald als möglich hieher
zu kommen, damit sie aus diesem
Fegefeuer erlößt werden, die
Theres wird hier wieder ganz neu
aufleben und von der alten Hexe
nichts mehr zu befürchten haben,
und dem Bruder seine Frau wird
hier keinen Anhang mehr finden

und wird deßhalb besser thun wenn sie
nicht zu viel sagt. Liebe Schwester
Juli. Der J. Eberli will es nicht glauben
daß es dier ernst ist mit dem nach
Amerika kommen, wiewohl es du
hier viel besser und leichter hast
als dort, und dein Kind wird dier
in späteren Jahren viel dank
schuldig sein, den du weißt nicht
wie gut es hier die Weibsleute
haben gegen dort. Liebe Schwester
dem J. Eberli ist sein kleiner Remigi
gestorben am Zahnen und Abführen
die Zibilla hat der Wurm am Finger
und er hat jezt auch noch das
kalte Fieber, er ist nun in folge
dessen ganz unzufrieden, und verdrieß-
lich weil er jezt wo so viel Arbeit
ist nichts verdienen kan, es wird

hoffentlich bald besser kommen
die anderen sind alle gesund und
wohl und es geht allen gut. ich bin
mit meinen Kindern gesund und
wohl und sehnen uns alle Tage nach
euch, die Kinder freuen sich alle
Tage auf euere Ankunft. Liebe
Schwester der Jos. Kindle war eben
hier, er laßt euch freundlich grüßen
besonders dich und seine Maria und wen
du nach Amerika kommest, habe seine
Maria gute Kameradschaft, er
wünscht also, daß sie mit euch kommt.
Die Katharina hat heute eine kleine
Thochter bekommen und ist ganz gesund
und munter sie lassen euch alle viel-
mahls grüßen sage es Ihrer Mutter.
Der Remigi, und J. Eberli und seine
Frau auch.

Liebe Schwester schreibe mir was
der beste schwarze Merino kostet
die Elle den ich möchte gerne ein
Kleid haben, und ein schönes Kruzifix
von Porzellan oder Helfenbein.
Lieber Bruder und Schwester Th.
kaufet keine neuen Kleider besonders
nicht für eure Kinder wenn ihr nur
genug habt für auf der Reise.
Nehmet zimlich trokenes Obst mit
besonders Birnen und Brantwein
den es ist auf dem Schiffe sehr schmakhaft.
Liebe Geschwisterte alle 3
Ihr brauchet kein Heimweh zu haben
um die Eurigen dort, den ihr könnt
hier wieder eine Schwester finden
und ich werde thun für euch alle so
viel in meinen Kräften steht.

 

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