Karolina Lampert [-Schädler] an ihre Schwester Juliana Sele [-Schädler] über den Arztbesuch in Portland,  das Gebirge in Troutdale, den Verkauf des Grundstücks in Portland, gut bezahlte Arbeit in den USA, die verfrorene Kartoffelernte, viele Freundschaften in Portland und eine mögliche Reise in die Heimat


Handschriftliches Originalschreiben der Karolina Lampert [-Schädler], Troutdale (Oregon), an ihre Schwester Juliana Sele [-Schädler]

(Briefumschlag:) Juliana Seli Triesenberg (Pfarhouse) Fürstenthum Lichtenstein Germania, Europe

Troutdale 7 März 1910

Herzgeliebte Schwester!

Ich habe dein mir so lieben Brief vom
2 Februar mit Freuden erhalten, da ich
gesehen habe, daß ihr alle gesund seid
bis auf die arme Schwester Sofina auch die
Karten haben mich recht gefreut gestern
erhielt ich dein zweiter Brief und somit
will ich nicht länger warten, sondern
dir mittheilen wie wier uns befinden.
Letzten Sontag war ich in Portland
in 3 Tag ich habe wollen den Doktor
sehen und mit ihm sprechen, was er von der
Reiße Denkt, ob es wohl gut wäre
für mich in ein anderes Klima zu
gehen, ich habe schon ein ganzes Jahr
Medizin genommen, und bevor alle Sorten

Padent Medizin und es immer dasselbe
ich muß jeden Abend beim zu Bette
gehen meine Pillen nehmen, dan kann
ich manchmal ein paar Stunden schlafen,
ich habe aber meinen alten Doktor nicht
sprechen können, denn er war krank und
somit muß ich noch warten bis er
wieder besser ist, auch habe ich wollen
neue Zähne machen lassen, aber ich
muß noch ein Monat warten es wäre
noch zu früh den ich habe meine
Stumpen lezten Oktober ziehen lassen.
Der Julius sagte mir, wenn der Doktor
sagt es wäre gut für mich ich könne
die Reiße noch aushalten, dan gehen
wier und sonst bleiben wier hier, aber
der Julius sagt immer er geht noch einmal
er will noch mehr sehen von der Welt,
er ist ein großer Freund von Bergen.

Es ist hier Gebirgig wie in Deutschland
blos keine Alpen man hat das Vieh
wo man wohnt zu Hause, wo ich von
Portland kam habe ich in Troutdale
Dellefohnt zum Julius er soll mich
holen, bis in einer Stunde war er dort
mit Pferd und Wagen, auf dem Heimweg
sagte er, o Mutter wier haben doch ein
schönes Heim hier er möchte nicht mehr in
Portland wohnen, also müßte ich in
Portland verkaufen und das hiesige behal-
ten, denn er hat es mir nicht versprochen,
daß er draußen bleiben wolte, er hätte
wieder Heimweh nach Amerika denn
die Arbeit hier wird viel besser bezahlt
als dort und viel leichter da thut man
alles mit den Pferden und was wier für
Klee Heu ernten hier und Kartoffel
aber diesen Herbst sind sie verfrohren
wier haben noch nie so ein schlechten

Winter gehabt seit dem wier hier sind,
aber es war überal so, oder noch schlimmer.
Ich habe gerade jezt ein Brief von der
Magdalena bekommen es ist der 7 März
3 Uhr Nachmittag ist, es geht schnell
in 2 Wochen ist ein Brief hier, ich will
ihn sobald wie möglich beantworten
und sobald der Julius eine Karte von
Trautdale bekomt schickt er auch die
Karte. Es gehen villeicht noch 2 Bekante
von hier nach Holland sie waren leztes
Jahr auch draußen sind aber wieder gekommen
um ihr Land zu verkaufen und sobald
wie sie es verkauft haben so gehen sie
wieder. Morgen geht Julius hin und spricht
mit ihnen, ich muß noch dem Pfarer Müller
schreiben für seine Trostreichen Worte
und Einladung bettet indessen daß Gott
alles zum besten leiten möge viele
grüße an alle meine Geschwisterte

Ich habe in Porland viel gute Freunde.
Der Hag Barbara ihre 3 Thöchtern aber
eine davoin ist vor 2 Jahren operrirt 
worden und ist noch nicht besser ich bleibe
imer dort wen ich nach Portland gehe
am Abend, ich gehe nächsten Monat im
Aprill wieder hinein, ich kan es jedes mal
sehen, daß sie schmäler wird, wier haben
uns so lieb wie Schwestern, sie kamen
2 davon jeden Sommer für ein paar
Wochen hierher, aber ich denke sie komt
nicht mehr, den sie ist zu schwach und ich
hätte auch Angst, daß sie hier sterben
würde der nächste Priester ist in
Portland aber er könte in 2 bis 3
Stund hier sein, man kan Telefonen,
sie lassen mich ungern gehen aber
wen es für uns besser wäre, aber alle
sagen der Julius bleibt nicht Draußen.

Wie ist es draußen wen die Kartoffel
mißrathen? Was eßt man dort für Brod
noch Türkenbrod? und wie theuer ist das
weiße Kornmehl? Hier hat man Obst
im Überfluß es verfault vieles
und so ist es mit den Kartoffel
es sind viele verfrohren aber es sind
dennoch genug. Kirschen, Birnen,
Zwetzgen alle Sorten Beris macht
man in Luftdichte Gläser ein
ich habe über hundert Gläser 1 bis 2
Quard auch allerhand Gemüse so wie
grüne Bohnen oder Kisel ausgemachte
grüne Erbsen ich habe noch von lezten
Jahr sie noch so gut wie aus dem
Garten. Jezt lebet alle wohl der
Briefträger komt bald viele
grüße an alle Verwandte und
besonders an dich deine nie vergessende

Schweser C. Lampert


______________