Karolina Lampert [-Schädler] an ihre Nichte Magdalena Schädler über die Deutsch- und Englischkenntnisse von Sohn Julius Lampert, die wöchentlichen Zeitungen aus Portland, Magdalenas Arbeit in der Fabrik, die Bewirtschaftung des Grundstücks, den Tod des Priesters und über einen Brief mit Fotografien


Handschriftliches Originalschreiben der Karolina Lampert [-Schädler], Troutdale (Oregon), an ihre Nichte Magdalena Schädler und die übrigen Verwandten in Triesenberg

(Briefumschlag - Brief wurde falsch eingeordnet, da Adressat die Nichte Magdalena und nicht Juliana ist)
Juliana Seli
Triesenberg
Fürstenthum Lichtenstein
Europa
Oregon 1907


Troutdale den 6 September


Liebe theure Nichte und Geschwisterte


Ich habe deinen lieben Brief
erhalten und es hat uns recht
gefreut auch einmal etwas
von dir zu hören und beson-
ders, da ihr noch gesund
und glücklich beisamen seid.
Wier sind Gott sei Dank
auch gesund und wohnen auf
dem Lande 20 Meilen
von Portland ich komme
bald 4 oder 5 mal im Jahr

hin den wier können alles hier
in Troutdale haben und können
auch alles zum Markte bringen.
Im Sommer haben wier viel
Besuch von Portland von
unseren Leuten. Liebe Nichte
du wilst wissen ob wier noch
Deutsch sprechen miteinander,
und ich kan dir sagen, das wier
noch nie Englisch gesprochen
haben zusamen, den im
Anfang habe ich es nicht
geliten und so bleibt es.
Der Julius kan so gut Deutsch
wie Englisch

lesen, den wier halten die tägliche
Englische Zeitung von Portland
und 2 Deutsche jede Woche
der Briefträger komt jeden
Tag zum Haus und so wissen
wier alles was vorgeht in
Portland und überall.
Julius ist noch ledig, aber ich
wünsche nicht, daß er ledig
bleibt, den wenn ich einmal
nicht mehr bin so wäre er
ganz verloren, wier beide
bedauren dich, daß du in die
Fabrik mußt, den das ist
Sklaverei

und verkürzt das Leben.
Wier haben 8 Aker Kultivirtes
Land und Pflanzen Kartoffel
zum verkaufen, Weizen für
die Hühner den ich habe bald
80 Stück und Hafer für das
Pferd und alles andere was wier
brauchen wier haben 4 Kühe
und verkaufen den Rahm
beim Haus alle 2 Tage
ich mache nur Butter was
wier brauchen. Liebe
Nichte du sagst, das wier
hinaus kommen solten

ich wollte lieber du wärest
hier, oder würdest Lust haben
zu kommen, aber wegen deinen
Eltern besonders die Mutter
würde es zu hart nehmen.
Wier haben hier bald 5 oder 6
mahl im Jahr Messe in unserem
Haus, aber unser Priester
ist gestorben ich will dier
sein Bild schiken ich habe es
aus der Zeitung geschnitten.
ich wollte du köntest es lesen,
ich habe es nicht mehr in
Deutsch

Ich will nun deiner Bitte
entsprechen und unsere Bilder
schiken, es hat zimmlich lange
genommen bis wier dazu
kamen, ich schike 5 einem jeden
Geschwister eins und so möchte
ich dich bitten auch ein Bild
von dier zu schiken und nimm
dein Sepli mit, ich habe der
Juliana Zeitungen geschikt ich
wundere ob sie sie erhalten
hat, jezt viele grüße an alle
meine lieben Geschwistherten
besonders an dich liebe Nichte
ich und Julius

C. Lampert

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