Karolina Lampert [-Schädler] an ihre Schwester Juliana Sele [-Schädler] über eine Krankheitswelle in Europa von welcher auch Juliana Seles Tochter Kresenz betroffen ist, Fischleberthran zur Stärkung, den Verkauf ihres Hauses in Freeport und damit einhergehend den Kauf einer Liegenschaft in Portland, die Messen in der Deutschen Kirche, den St. Marian Frauenverein und ihre Position darin, das neue Messgewand des Pfarrers, die Finanzierung der neuen Kirche sowie des Schul- und Pfarrhauses und über Ausflüge mit Freunden


Portland den 4 Mai 1887

Vielgeliebte Schwester!

Ich habe gestern deine traurige Nachricht
erhalten, daß dort so viele krank sind,
besonders deine Thochter, welches mir recht
leid thut, den ich weis ja liebe Schwester
wie du fühlst und ich kann mich ganz in
deine Lage denken, sei aber deßhalb
nicht verzagt, und denke der liebe Gott
wird alles zum besten lenken. Wier sind
Gott sie Dank soweit gesund, meine
Tochter Theres ist nicht recht stark, sie nimt
immer Fischleberthran, der Doktor sagt
wen sie 20 Jahre alt ist wird sie erst stark

sie ist größer als ich. Der Julius ist recht
gesund und arbeitet alle Tage und ich thue
noch immer etwas Karbetweben, den ich habe
dabei schnell viel Geld verdient. Die Theres
wird nächsten Monat 18 Jahr alt und so kann
ich mein Haus in Freeport verkaufen,
ich werde mir gleich hier etwas kaufen
dafür, den diese Stadt vergrößert sich
ungemein, und mit der Zeit werden auch
noch mehr Fabriken herkommen, und alles
wird werthvoller. Wier haben es recht
schön mit unser Deutschen Kirche hier, jeden
Sontag Frühmessen und Amt, in der
Frühmessen singe ich, und im Amt singt die
Thresi auf der Orgel, unser Herr Pfarrer
hat schon oft mit uns Mittag gegessen,
denn er hat noch kein Pfarrhaus, und muß
im Bischoff seinem Haus die Kost
bezahlen, er ist ganz einfach, und spaßhaft.

Wier haben einen St. Marian Frauen-
verein gegründet, jedes Mittglied bezahlt
25 Sent den Monat, und daraus werden
Kirchen Gewänder gekauft und gemacht.
Die Ursala Beck ist Presidentin und ich
bin Seckretärin vom Verein, wier
müssen somit alles besorgen. Unsere
Verwandtschaft, ich, der Lui Lampert
und Becks Famili, haben ein neues
Messgewand auf Ostern gekauft,
für 50 Thaler er hat es an Ostern zum
ersten mahl getragen, und auch die Heilige
Messe für uns gelesen. Mit unser Kirche
geht es zimlich schnell, bis August wird
sie eingeweiht, da habe ich auch 30 Thaler dazu
gegeben, es kostet aber noch viel, wier haben
noch keine Schul und kein Pfarrhaus, und die
deutsche Schul muß nach der Kirche, daß
erste sein, und somit kan ich noch ein par

mahl 30 geben. Übrigens geht es allen
recht gut, und es sind alle so gut zu mir, und ich
zu ihnen, wie wen alles eine Familie
wäre, ich möchte nur wünschen, du wärest
eine Woche bei uns hier, wier haben so
viel Vergnügen, im gehen wier jeden
Sontag Nachmittag aus spazieren, manchmal
auf die Bergen, manchmal auf den
Reber für 25 Sent die Person können wier
6 Meilen hien und zurück auf einem Dampf-
schiff fahren, ich möchte nur noch Wünschen,
daß eins von Euch, oder alle hier wären, dann
wäre ich ganz zufrieden. Es würde mich recht
freuen, wen ich einen Brief von meiner
Schwester Theres bekäme. Was hat der
Schwager Joseph für eine Krankheit? Sage doch
dem Lehrer Gottlieb er möchte mir noch einmal
schreiben, wie es ihnen geht, dem Jos. Kath., Fra. (?)
Ferdinand, und Gottlieb grüße sie all recht
herzlich, ich möchte sie alle so gerne sehen

Grüßet mir dem Lehrer und seine
Famili und von der Justina kan
ich nicht viel schreiben weil ich
nichts von ihr höre, den sie hat
schon bald 4 Jahre nicht mehr geschrie-
ben, sie hat 3 Kinder 2 Knaben
und 1 Mädchen. Liebe Schwester
grüße mir alle meine Geschwisterte
Vetter und Basen und Schwäger grüße
mir auch den Herrn Pfarrer und seine
Schwester ich werde ihn in meinem
Leben nicht vergessen, den man kann
hier nicht viele solche finden.
Nun für diesmal genug ich werde
das nächstemal mehr schreiben
es ist schon spät gute Nacht.
Indessen grüßt dich und dein Kind
meine Kinder und deine dich

nie vergessende Schwester Karolina Lambert

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