Ein provisorisches Komitee ruft zur Gründung eines Liechtensteiner Vereins in St. Gallen auf, um sich in der Not solidarisch beizustehen


Aufruf, abgedruckt in verschiedenen Zeitungen im Kanton St. Gallen, wiedergegeben nach dem Werdenberger & Obertoggenburger[1]

August 1914

Liechtenstein

Einen Aufruf an die Liechtensteiner liest man im „Stadtanzeiger“: Er lautet:

„Auf den 23. August wurden die Liechtensteiner von St. Gallen und Umgebung zu einer Besprechung eingeladen. Hatten die Veranstalter dieser Versammlung nur einen schwachen Besuch erwartet, so waren sie lebhaft erstaunt über den starken Aufmarsch der Landsleute, haben sich doch solche sogar aus Rorschach und Rehetobel eingefunden. Die Versammlung nahm einen guten Verlauf. Alle Anwesenden waren darin einig, dass [der] durch die Kriegswirren und [der] dadurch bedingten Verdienstlosigkeit heraufbeschworenen Not, die zum grossen Teil auch unsere hier anwesenden Landsleute treffen wird, durch eine gemeinschaftliche Aktion entgegen zu treten [sei]. Die Gründung eines Liechtensteiner-Vereins wurde im Prinzip beschlossen. Wohl waren sich die Versammelten dessen bewusst, dass die heutige Zeit nicht die richtige sei, um Vereine zu gründen, aber nicht Vereinsmeierei, sondern der grosse Solidaritätsgedanke hat uns zu diesem Schritte bewogen. Nur gemeinschaftlich können wir den hier in St. Gallen und Umgebung wohnenden Liechtensteinern, die in Not geraten, helfen. Hat uns diese kritische Zeit zusammengeführt, werden wir auch im Frieden treu zusammenhalten. Eine zweite Versammlung, verbunden mit einem aufklärenden Referat, gehalten von einem Landsmann, über unser weiteres Vorgehen, ist auf Sonntag den 13. Sept., nachmittags 2 Uhr, ins Restaurant Neueck angesetzt worden. Es werden darum die uns nicht fernstehenden Landsleute dringend ersucht, an dieser Versammlung teilzunehmen.

Das provisorische Komitee.“

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[1]Werdenberger & Obertoggenburger 1914, Nr. 106.
[2]