In der Augsburger Postzeitung vom 7. Sept. 1889 findet sich obengenanntes Memorandum mit dem Titel: "Präludium zur 12. Generalversammlung des deutschen Cäcilienvereins in Brixen", das sich kritisch mit der bisherigen Entwicklung des Cäcilienvereins auseinandersetzt und folgende Postulate aufstellt.


Augsburg, 07.09.1889

Will der deutsche Cäcilienverein nicht zu Grunde gehen, so muss er von der Geschichte lernen und

1. Kindliche Ehrfurcht vor der kirchlichen Autorität haben und von der Kirche lernen. Die Kirche streitet nicht, sie zwingt Niemanden. Weg mit allem Streit, weg mit allem Zwang. Die Kirche lässt Choral singen, wem es beliebt, mit Ausschluss jeder andern Musik, sie lässt aber solchen, welche die figurirte Musik lieben, auch diese gelten mit und ohne Begleitung der Orgel und der Instrumente. Zu was streiten, wenn Rom gesprochen hat?

2. Er muss Schulen gründen, ohne Schule kein Musiker, ohne Musiker keine Kirchenmusik.

3. Lehrer und Meister sei, der was gelernt hat und sich damit ausweisen kann. Es wird ein schweres Stück Arbeit sein, wenn der deutsche Cäcilienverein sich des Dilettantenthums entledigen will. Er muss es, wenn er zu Ansehen kommen will. Die Dilettanten bringen ihn um. Daher

4. Weg mit dem Cäcilienvereins-Catalog.

[...]

Wenn der Cäcilienverein den Muth und die Kraft hat, in dieser Weise sich zuerst selbst zu reformiren, dann wird er das Vertrauen der Musiker erwecken, und wenn sie sehen, dass nicht Parteilichkeit herrscht, sondern Gerechtigkeit, nicht Zank, sondern Liebe, Kunstsinn nicht Dilettantismus, dann werden die Musiker, die Chorregenten kommen, nicht weil sie müssen, sondern weil sie selbst wollen.

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