Hedwig von Holstein schreibt einen Brief anlässlich des Todes ihres Mannes Franz von Holstein am 22. Mai 1878


Leipzig, 05. Juli 1878

 

Leipzig, den 5. Juli 78
Er äusserte den Wunsch, für unbemittelte Musiker eine Stiftung zu machen, und als ich darauf mit Wonne einging, erfreute ich seine letzten Tage. Diese Stiftung rufe ich jetzt in's Leben - baue ein Häuschen in unserm Garten dazu, und suche das Ganze durch mein Testament so bedeutsam und zeitdauernd wie möglich zu machen. Da musste ich Architekten, Advocaten und Musiker zu Rathe ziehen und habe manche Nacht durchwacht. Dazu tausende von Condolenzbriefen, die ich noch zu beantworten habe, und all' die lieben Andenken, die er auswärtigen Freunden durch mich schicken lässt. Es ist wohl Gottes Fügung, dass ich durch diese unabsehbare Geschichte nicht einmal zum Geniessen des Schmerzes kommen kann, nur ein paar Nächte habe ich durchweinen können.

 

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