Hermann Levi erkundigt sich, ob Jos. Rheinberger mit einer Änderung der Besetzung für "Thürmers Töchterlein" einverstanden wäre


Brief von Hermann Levi an Franziska Rheinberger:

München, 21. 12. 1872   

Verehrte Frau!

Mit herzlicher Freude vernehme ich, dass es Ihrem Manne fortschreitend besser geht. Da ich indessen nicht weiss, ob er sich schon mit Berufs-Angelegenheiten beschäftigen kann, wende ich mich an Sie mit folgender Angelegenheit, die ich nicht gerne bis zu meiner Rückkunft von Carlsruhe verschieben möchte.

Nachdem ich die Partitur von Thürmers Töchterlein nochmals durchgelesen, ist mir zur Gewissheit geworden, dass Frau Vogl die Parthie der Cordula nicht zur Geltung bringen kann. Ich habe heute Frau Vogl gesprochen, sie mit einigen Umwegen und Vorreden gefragt, ob ihr an der Parthie viel gelegen sei, ob sie glaube, mit derselben effectuiren zu können. Aus ihren Antworten habe ich entnommen, dass ihre Zuversicht gar nicht so gross ist, und dass sie gerne bereit ist, die Parthie an Frau Diez abzugeben. Andererseits hat mir Frau Diez kürzlich zu verstehen gegeben, dass sie die Cordula sehr gerne übernehmen würde. Ich theile Ihnen dies mit in der Voraussetzung, dass Ihr Mann mit dem Wechsel einverstanden sein wird. Wenn er selbst keinen Schritt in der Sache thun will, so erbiete ich mich, dieselbe zu ordnen. Dass die Oper dadurch gewinnen wird, ist mir kein Zweifel.-

Mit den besten Wünschen für die baldige vollständige Genesung Ihres Mannes
Ihr ganz ergebener
Hermann Levi

Ich reise Sonntag Abend, könnte also, wenn Sie mich instruiren, die Sache noch erledigen.

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