Die "Münchener Propyläen", (I. Jahrg. 1869, Nr. 38 vom 17. Sept. 1869, S. 907) schreiben in ihrem Wochenbericht über die Münchener Hofbühne zur zweiten Aufführung von "Die sieben Raben"


Die "Münchener Propyläen", (I. Jahrg. 1869, Nr. 38 vom 17. Sept. 1869, S. 907) schreiben in ihrem Wochenbericht über die Münchener Hofbühne:

Am 8. /September/ fand die durch Unwohlsein des Frln. Stehle und den Bühnenumbau verzögerte erste Wiederholung von Rheinbergers "Sieben Raben" statt. Indem ich hinsichtlich des musikalischen Werthes und der charakteristischen

Eigenschaften dieser Oper auf meinen in Nr. 22 der Propyläen befindlichen Bericht verweise, habe ich für diessmal nur die Thatsache zu bestätigen, dass - von einzelnen, theils durch Innigkeit der Melodie, theils durch schwungvollen Aufbau hervorragenden Nummern in erstem und zweitem Acte abgesehen - auch diessmal wieder der dritte Act sich als der wirkungsvollste erwies. Sehr zweckmässig war es, dass aus dem zweiten Acte der Solotanz herausgestrichen wurde, und noch zweckmässiger würde es sein, wenn man für die Folge auch den Chortanz beseitigen wollte, da er, mit Rücksicht auf die Handlung, bei den Haaren herbeigezogen erscheint. Auch die scenische Einrichtung wies einige Verbesserungen auf: so blieb am Schluss der fünften Scene des ersten Actes der bekannte Theaterschimmel weg, und der zweite Act gewann an dramatischer Abrundung durch Beseitigung eines überflüssigen Scenenwechsels. Weniger gut zu heissen war es hingegen, dass man das Holzgestell sah, worauf die in der Kerkerscene (Act III) erscheinende "Fee" schweben musste. Das lebende Bild mit den entzauberten Brüdern endlich liesse sich gleichfalls geschmackvoller und der Situation entsprechender einführen, als diess bisher der Fall war.

Über die musikalische Ausführung ist - die Parthie des Vehmerichters ausgenommen - nur Erfreuliches zu berichten; es gebührt desshalb den Damen Stehle, Diez und Ritter, sowie den Herren Vogl, Kindermann und Bausewein unsere Anerkennung in gleichem Masse, wie dem Chor und Orchester.

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