Die Privat=Musik=Verein feierte das Namensfest ihrer Majestät der Königin mit einem grossen Concerte, Josef G. Rheinberger hatte grossen Erfolg.


Rezension "Neuesten Nachrichten"
20. September 1855


Der PRIVAT=MUSIK=VEREIN feierte am Samstag den 15.d.Mts. das allerhöchste Namensfest Ihrer Majestät der Königin mit einem grossen Concerte. Dasselbe wurde mit einer Symphonie in D von Joseph Rheinberger eröffnet, die der geniale, erst 16 Lebensjahre zählende Compositeur selbst dirigirte und dabei von dem vortrefflichen Orchester wahrhaft con amore unterstützt wurde. Die Kenner liessen der Reinheit des Satzes, sowie der Originalität der melodiösen Motive, volle Gerechtigkeit widerfahren und stimmten in den allgemeinen Beifall ein, den die zahlreiche Versammlung nach jedem der vier Sätze dem jungen Tonsetzer spendete und der nach Beendigung der Symphonie zweimal stürmisch gerufen wurde. -
In der zweiten Abtheilung brachte ein von dem k. Hof- und Kapellsänger Herrn Michael Hieber vorgetragene Arie für Tenor von Joseph Haydn den erfreulichen Eindruck hervor, welcher einen lange anhaltenden Applaus und das Hervorrufen des Gesangkünstlers zu Folge hatte. - Eine angenehme überraschende Erscheinung war die anmuthige junge Violoncellistin Fräulein Anna Kull aus Lenzburg, Schülerin des Herrn H. Müller, die sich durch den gelungenen Vortrag einer Salon=Pièce für Violoncello aus der Oper: "Lucia di Lammermoor", auszeichnete und nach öfters wiederholten Beifallsbezeigungen dreimal gerufen wurde. - Die zum Schlusse des Concertes unter der Leitung des k. Hofmusikers Herrn Carl Hieber meisterhaft ausgeführte Ouverture zu "Oberon" von C.M.von Weber, ist mit allgemeinem Beifall aufgenommen worden. - Der hierauf stattgehabte Fest=Ball war glänzend und die Tanzmusik, welche dem Vernehmen nach von dem, unter dem Prädikate "Die Münchner", neu=gebildeten Orchester besorgt wurde, ausgezeichnet schön und gut.

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