Vater J.P. Rheinberger teilt der Mozart-Stiftung in Frankfurt a. Main, bei der sich J.G. Rheinberger um ein Stipendium beworben hatte, mit, dass sein Sohn der Einladung zu einer Prüfung wegen Studienverpfichtungen in München nicht Folge leisten könne und bat um Aufschub.


Brief Rentmeister J.P. Rheinberger an die Mozart-Stiftung in Frankfurt
14. Juli 1852, Vaduz


An den Löblichen Verwaltungs-Ausschuss der Mozart-Stiftung zu Frankfurt a./M.

Am gestrigen kam mir von dem Löblichen Verwaltungs-Ausschuss die angenehme Nachricht zu, dass mein Sohn Joseph in Betreff Bewerbung um das Stipendium der Mozart-Stiftung zur Zulassung der hierfür vorgeschriebenen Prüfung gewürdigt worden sey.

Indem ich nun für diese Gnade Namens meinem Sohn den verbindlichsten Dank ausdrücke, muss ich zugleich mit Bedauern anzeigen, dass sich derselbe gegenwärtig nicht bei mir zu Hause, sondern in dem Conservatorium für Musik in München befindet; und dass er erst nach beendigtem Schulkurse, nämlich in Mitte künftigen Monats Aug. wieder zu Hause eintreffen wird. Unter folgenden Umständen sehe ich mich nun veranlasst, Euer Löblichen Verwaltungsausschuss höflichst zu bitten, mir geneigtest anzeigen zu wollen, ob bis dorthin nicht noch ein Aufschub gestattet werden könnte? oder ob es vielleicht nicht gefälligst sein möchte, die fraglichen Prüfungsarbeiten bei dem Directorat des Conservatoriums in München vornehmen zu lassen?
Für jeden Fall habe ich das verschlossene Schreiben an den Musikdirektor P. Schmutzer in Feldkirch sogleich zustellen lassen und von ihm die Nachricht erhalten, dass er sich dem ihm beehrend anvertrauten Geschäfte mit Vergnügen unterziehen werde.
Wegen verursachender, jedoch unverschuldeter Ungelegenheit höflichstens abbittend empfehle ich mich und meinen Sohn Joseph Ihrer Geneigtheit und zeichne mich mit vollkommenster Hochachtung
Johann Peter Rheinberger.
Vaduz, den 14. Juli 1852

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