Der Landesverband der Frauen und Töchter lädt ein zu einer Tagung für Wirtinnen und Serviertöchter


Artikel im “Liechtensteiner Vaterland” [1]

20.5.1944

“Nur eine Kellnerin...”

Derer, die so denken: „nur eine Kellnerin“, gibt es heute noch manche. Man sollte diese einmal eine Woche den Dienst der Serviertochter tun lassen. Sie würden sich vielleicht bekehren und auf jeden Fall einsehen, dass dieser Beruf eine angestrengte Arbeit bedeutet und recht unangenehme Seiten haben kann. Von morgens bis abends stehen diese Menschen in einem reichbemessenen Arbeitsfeld. Vielen Wünschen sollten sie gerecht werden. Zumutungen der verschiedensten Art werden an sie gestellt, an ihre körperliche und an ihre seelische Kraft. Leicht verständlich, dass die eine und andere die Freude an ihrem Beruf verliert. Nun möchte der Landesverband diesen Töchtern – auch den Wirtschaftsfrauen – wieder helfen, dass sie das Schöne an ihrem Berufe wieder sehen, damit sie wieder Freude und Liebe daran erhalten.

Es ist auch für die Allgemeinheit wichtig, was für Serviertöchter im Lande die Gäste bedienen, welch Geistes Kind sie sind. Viel öffentliche Meinung wird in den Wirtshäusern „gemacht“ und eine kluge Wirtsfrau hat oft Gelegenheit daran mitzuzimmern – zum Guten oder zum Bösen.

Der Landesverband der Frauen und Töchter veranstaltet nun für die Frauen des Hotel– und Gastwirtschaftsgewerbes und ihr weibliches Personal eine Tagung in St. Elisabeth. Sie beginnt am 22. Mai und schliesst am Abend des folgenden Tages. P. Reinhold Wick, der solche Tage mit gutem Erfolg durchgeführt hat, wird zum Beispiel reden: über den sittlichen Wert einer gewissenhaften Wirtschaftsführung, über die Licht– und Schattenseiten dieses Berufes, über Gastgewerbe und Gottesdienst, über den Dienst am Gast als Nächstenliebe.

Wirtinnen und Serviertöchter sind nun herzlich eingeladen, diese seltene Gelegenheit, einmal etwas über ihren Beruf und ihre Arbeit zu hören, zu ergreifen und die paar Stunden dafür sich frei zu machen. Es wird ihnen ergehen wie einer Teilnehmerin an einem solchen Tag, die mit Freude erklärte: „Man muss seinen Beruf auch von dieser Seite her kennen, dann muss man daran Freude haben.“

Anmeldungen sind zu richten an die Leitung des Institutes St. Elisabeth. Kosten Fr. 9.-.

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[1] L.Va., Nr. 41, 20.5.1944, S. 2-3.